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Aus den Magazinen des Landesarchivs (November 2025)
Bericht des oldenburgischen Konsuls in Taganrog vom 11. November 1855 über Handelsschifffahrt im Asowschen Meer während des Krimkrieges (NLA OL Best. 70 Nr. 7164-2)
Der Krimkrieg (1853-1856) zwischen Russland auf der einen und der Türkei, Großbritannien und Frankreich auf der anderen Seite wurde verursacht durch das Bestreben Russlands, die Meerengen am Bosporus und an den Dardanellen unter seine Kontrolle zu bringen. Großbritannien und Frankreich hatten keinerlei Interesse an einem russischen Machtzuwachs im östlichen Mittelmeer und kamen deshalb der Türkei zu Hilfe. Zwar gab es auch Kampfhandlungen in der Ostsee und im Kaukasus, im Brennpunkt des Konflikts stand jedoch die Belagerung von Hafen und Festung Sewastopol auf der Krim als Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte. Die Festung fiel im nach einjähriger Belagerung im September 1855. Danach konnte die alliierte Belagerungsflotte andere russische Häfen angreifen, so am 27. Oktober auch Mariupol im Asowschen Meer. Von dort aus wurde ukrainischer Weizen exportiert, unter anderem durch österreichisch-ungarische Schiffe, die von Triest aus die Meere befuhren. Der Bericht des oldenburgischen Konsuls in Taganrog, ebenfalls ein Getreidehafen am Asowschen Meer, verdeutlicht, wie strikt damals noch zwischen Kriegführenden und Neutralen sowie zwischen militärischen und zivilen Gütern unterschieden wurde:
Einem Hohen Königlich Großherzoglichen Etats-Ministerium – Departement der auswärtigen Angelegenheiten zu Oldenburg
habe ich die Ehre hiermit zu melden, daß eine Englisch-Französische Flotte am 15/27 Oktober [julianischer/gregorianischer Kalender] die Stadt Marioupol bombardierte, jedoch mit sehr geringem Schaden. Späther am 22/3 November forderte die nähmliche Flotte eine Erklärung, daß alle in Marioupol liegende Weitzen ausländisches Eigenthum sind, erhielt ein solches Document, und entfernte sich.
Hier haben bereits 6 österreichische Schiffe, etliche auch in Marioupol und in Berdiansk, alle bestimmt Weitzen für Herrn S. Goguesich aus Triest zu laden. Da aber die Quarantain noch nicht etablirt ist, dürfen die Verladungen noch nicht anfangen, und vermuthlich wird es zu späth sein, noch in diesem Jahr etwas ausführen zu können, destomehr nach der Bekanntmachung des Englischen Contre Admiral, wovon Copie beifolgt.
Seit etlichen Tagen ist es etwas kühler, und es könnte bald frieren.
Im Geschäfte sehr stille. In Rostoff wird Weitzen zu E B‘ 11 à 11 ½ p 10 s“ angeboten; sonst alles visibel [?] in meinen letzten Notierungen v[om] 15/28 October.
Ich habe die Ehre dem Hohen Koeniglich Großherzoglichen Ministerium, die Versicherung meiner unterthänigsten Ergebenheit darzubringen.
Emilio d’Angeli
Großherzoglich Oldenburgischer Consul
Taganrog am 30/11November 1855

