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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Juli 2025)

Die Tapetensteuer von 1825 im Flecken Bederkesa (NLA ST, Rep. 74 Lehe Nr. 282)


Bildrechte: NLA
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Die Februarsturmflut vom 3./4. Februar 1825, die 800 Menschen das Leben kostete, hatte an der ganzen Nordseeküste und in den Elb- und Wesermarschen schwere Schäden zur Folge, die für das Königreich Hannover zu erheblichen Steuerausfällen führten. Um diese Mindereinnahmen auszugleichen, wurde durch Verordnung vom 2. Juni 1825 eine einmalige „Steuer für dekorierte Zimmer und Vorplätze“ eingeführt, die schon von den Zeitgenossen umgangssprachlich als „Tapetensteuer“ bezeichnet wurde. Als Luxussteuer sollte sie die wohlhabendere und finanzkräftigere Bevölkerung belasten.

Für jeden mit Tapeten oder in anderer Weise, etwa durch Fliesen, Vertäfelungen oder Stuckaturen dekorierten Raum war eine Steuer von 8 Gutegroschen zu zahlen, die sich bei mehreren Räumen entsprechend summierte. Die lokalen Obrigkeiten waren für die Veranlagung und Erhebung der Steuer zuständig.

Die Überlieferung zur Tapetensteuer kann auch als sozialgeschichtliche Quelle zur Geschichte der Wohnkultur ausgewertet werden. Die Steuerrolle der Rezeptur Bederkesa führt beispielsweise 24 steuerpflichtige Hausbesitzer im Flecken Bederkesa mit der Anzahl der dekorierten Zimmer auf. Sie verdeutlicht den gehobenen Wohnungsstandard der bürgerlichen Oberschicht des Fleckens. Der Amtmann gab nicht weniger als vierzehn dekorierte „Gemächer“ an, außerdem mussten der Pastor (5 Zimmer), verschiedene Beamte, Offiziere, Kaufleute, Apotheker und Gastwirte die Steuer zahlen, weil sie ihre Wohnräume entsprechend hochwertig ausgestaltet hatten. Leider wird die Art der Dekoration nicht im Einzelnen angegeben. Die einfachen Handwerker, Landwirte und Einwohner des Fleckens fehlen völlig in der Liste. Auch in den bäuerlich geprägten Dörfer Elmlohe, Debstedt und Holßel, die ebenfalls zur Rezeptur Bederkesa gehörten, wurde niemand zur Tapetensteuer herangezogen, weil auf dem Lande ein viel einfacherer, schlichter Wohnstandard üblich war.

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