Hier finden Sie früher vorgestellte Archivalien.
Aus den Magazinen des Landesarchivs (Juni 2025)
„brennen/ doetslahen/ vnd morden“ – Medialer Krieg während der Wurster Fehde (1525) (NLA ST, Rep. 5b Nr. 3186)
Dass 1525 in Thüringen der Bauernkrieg endete, ist wohl weiteren Kreisen bekannt – weniger bekannt ist jedoch der verzweifelte Freiheitskrieg, den die Wurstfriesen zeitgleich an der Nordseeküste gegen den Bremer Erzbischof Christoph ausfochten.
Wie ihre ostfriesischen Nachbarn hatten sich auch die Wurstfriesen (eigentlich Wurtfriesen) ihre Unabhängigkeit bis zur Schwelle der Neuzeit bewahren können. Als sie sich jedoch 1515 mit dem ostfriesischen Grafen Edzard I. verbündeten und in die Wesermarsch einfielen, nahm Erzbischof Christoph dies 1517 zum Anlass, in das Land Wursten einzufallen.
Trotz heftiger Gegenwehr der Friesen, bei der u.a. Fahnenjungfer Tjede Peckes – die „wurstfriesische Jeanne d’Arc“ – erschlagen wurde, besetzte der Erzbischof das Land zunächst. 1518 wurde es ihm von den streitbaren Friesen im Bündnis mit dem Lauenburger Herzog Magnus allerdings schon wieder abgerungen: Als Preis hierfür musste Wurstfriesland nun dem Lauenburger Herzog huldigen.
Das war der Zustand, als der Bremer Erzbischof 1524 erneut in das Land Wursten einfiel, um es dem Lauenburger Herzog wieder zu entreißen. Dieser Krieg wurde jedoch nicht nur mit Waffen, sondern erstmals auch medial mittels Propaganda und Schmähschriften ausgetragen.
Ein ungewöhnliches Druckexemplar, das der Lauenburger Herzog an diverse Empfänger sandte, hat sich in der Abteilung Stade erhalten: Es misst stolze 43 x 95 cm! Der Herzog reagierte damit auf zwei gedruckte, öffentlich angeschlagene Schmähschriften des Bremer Erzbischofs und stellt den gesamten Konflikt seit 1517 aus seiner Sichtweise dar. Ohne Vorwarnung und grundlos sei der Erzbischof im Land Wursten eingefallen, habe Frauen, Kinder, Alt und Jung, selbst Kinder von zwei Jahren entführt und die Häuser aus „bosem nydischen gemote affbrennen latten“.
Doch alle Rechtfertigung half am Ende wenig: Mit dem Stader Frieden gelangte das Land Wursten im Juni 1525 dauerhaft zum Erzstift Bremen und ist damit – anders als Hadeln – bis heute Teil der Landschaft der Herzogtümer Bremen und Verden.