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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Oktober 2024)

Erster Plan für ein norddeutsches Eisenbahnnetz (1824) (NLA WO VI Hs 19 Nr. 18, Bd. 2)


Bildrechte: NLA
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Mit der Verkehrswende müssen auch schienengebundene Verkehrswege neu geplant oder reaktiviert werden. Die ältesten Pläne dieser Art wurden in Deutschland vor gut 200 Jahre entworfen. Seit Ende des 18. Jahrhunderts hatten englische Ingenieure das Verfahren optimiert, Fuhrwerke auf gusseisernen Schienen, sog. Eisenbahnen laufen zu lassen. Nach Erfindung der Kantenschienen konnte der Reibungswiderstand der Räder weiter minimiert werden. Das stieß immer ehrgeizigere Projekte an. Der Braunschweiger Kammerassessor Philipp August von Amsberg entwarf 1824 ein Streckennetz für Norddeutschland, das Hannover und Braunschweig mit den Seestädten Hamburg und Bremen verbinden sollte. Für diesen Plan fang er keine ausreichende Unterstützung. 1825 nahm die Eisenbahn von Budweis nach Linz den Betrieb auf, die (wie die von Amsberg projektierte) noch mit Pferden befahren wurde. Im selben Jahr eröffnete in England die Eisenbahnstrecke Stockton-Darlington und in Nordamerika eine von Quincy nach Boston. Auf diesen Strecken nutzte man dampfgetriebene Lokomotiven als Zugmaschinen, die sehr viel leistungskräftiger als Pferde waren. Damit begann das Eisenbahnzeitalter.

Amsdorf verfolgte seine Pläne weiter und entwickelte dabei große Überzeugungskraft. Es gelang ihm, die braunschweigische Ständeversammlung zur Finanzierung der ersten deutschen Staatseisenbahn zu bewegen, die dann seit 1838 zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel verkehrte. 1850 avancierte er zum Leiter der Herzoglichen Eisenbahn- und Postdirektion und nutzte seinen Einfluss, um das inner-braunschweigische Streckennetz kontinuierlich auszubauen. Wegen der hohen Staatsverschuldung wurde die Staatseisenbahn 1870 auf eine Aktiengesellschaft, die Braunschweigische Eisenbahn-Gesellschaft übertragen, die später der preußische Staat aufkaufte und so das Streckennetz wieder verstaatlichte. Die Direktverbindung von Braunschweig nach Hamburg, die Amsberg angestrebt hatte, blieb ein Wunschtraum.

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