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Aus den Magazinen des Landesarchivs (August 2024)

„Da wir nicht anlegen können, werden wir ausgebotet…“ -- Das Italien-Tagebuch des Estebrügger Lehrers Werner Hohlfeld (1924) (NLA ST Rep. 91/27 Nr. 13)


  Bildrechte: NLA
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Nachlässe sind eine besondere Quellengattung, die häufig durch ganz unterschiedliche Dokumente geprägt sind und viele Überraschungen bereithalten. So auch im Falle des hier vorgestellten Reisetagebuchs des Estebrügger Lehrers Werner Hohlfeld, dessen Italienreise vor 100 Jahren im Sommer 1924 stattfand.

Am 15. Juli brach der 22-jährige Hohfeld zu einer großen Bildungsreise nach Italien auf, die ihn über Genua nach Rom, Neapel bis nach Sizilien und schließlich über die Adria und Venedig zurück in seinen Geburtsort Dresden führte. Das Tagebuch enthält nicht nur die penible Aufführung der Reisestationen, sondern dokumentiert auch die Begeisterung des jungen Bildungsreisenden, etwa wenn „endlich, ½ 8 [Uhr] die Höhe von 1360m erreicht [ist], zugleich die jetzige Grenze zwischen Österreich und Italien: Brenner!“

Der am 4. August 1902 in Dresden geborene Werner Hohlfeld kam 1947 nach Estebrügge. Dort integrierte er sich schnell und engagierte sich aktiv in unzähligen sozialen und kulturellen Vereinen sowie politischen Verbänden. Hohlfeld war nicht nur 21 Jahre Lehrer im Alten Land und 4 Jahre Rektor der Volksschule in Estebrügge, sondern übte auch den Vorsitz des Lehrervereins Altes Land aus. Er war zudem maßgebend im Landes- und Gesamtverband Niedersächsischer Lehrer tätig. Aufgrund seiner regen Mitarbeit in unzähligen Lehrerorganisationen erwarb er sich Verdienste um seinen Berufsstand, worauf ihm Bundespräsident Lübke das "Verdienstkreuz am Bande" verlieh.

Neben vielen Unterlagen zu seinem gewerkschaftlichen Einsatz enthält sein Nachlass eine Reihe von Reise- und Wanderberichte sowie Sammlungen in Form von Fotoalben oder selbst verzeichneten Straßenregistern. Die mühevoll mit Zeichnungen versehenen Tagebücher stammen aus den 1910er und 1920er Jahren und bezeugen das große Interesse eines klassischen Bildungsbürgers an Natur und Kultur; sie sind es wert auch heute gelesen zu werden.

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