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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Februar 2022)
Ernennung J.C.B. Stüves zum Innenminister des Königreichs Hannover im März 1848 (NLA OS, Erw A 16, Akz. 2018/98 Nr. 8)
Mit dem Patent vom 22. März 1848 ernannte König Ernst August von Hannover den bisherigen Bürgermeister zu Osnabrück, Land- und Schatzrath Dr. Stüve zum Vorstande [des] Ministerial-Departements des Innern.
Infolge der Märzunruhen berief König Ernst August am 20. März 1848 ein neues Ministerium unter Führung Graf Bennigsens. Auf dessen Vorschlag wurde Johann Carl Bertram Stüve zum Innenminister berufen und am 22. März 1848 vereidigt.
Johann Carl Bertram Stüve wurde am 4. März 1798 als Sohn des Bürgermeisters Heinrich David Stüve in Osnabrück geboren. Nach dem Studium der Rechte in Berlin und Göttingen kehrte Stüve 1820 nach Osnabrück zurück und widmete sich, neben seiner Tätigkeit als Advokat, der Erforschung der Geschichte seiner Heimatstadt. Ab 1824 vertrat Stüve Osnabrück als Abgeordneter in der Ständeversammlung in Hannover, wo er vor allem an der Ablösungsverordnung und dem Staatsgrundgesetz mitwirkte. 1833 wurde er zum Bürgermeister Osnabrücks gewählt. Nachdem König Ernst August von Hannover 1837 die Verfassung in Frage stellte, protestierte Stüve gegen die Abschaffung des von ihm mit ausgearbeiteten Staatsgrundgesetzes. Aufgrund seines Protestes wurde er von der Politik in Hannover ausgeschlossen und fokussierte sich in den folgenden Jahren auf seine Aufgaben als Bürgermeister in Osnabrück.
Als Innenminister brachte Johann Carl Bertram Stüve diverse Reformen auf den Weg, wie z.B. die Aufhebung der Zensur, die Beseitigung adeliger Standesvorrechte sowie die Trennung von Justiz und Verwaltung. Im Oktober 1850 wurde das „Märzministerium“ entlassen. Stüve kehrte nach Osnabrück zurück und wirkte dort nochmals von 1852 bis 1864 als Bürgermeister. Am 16. Februar 1872 verstarb Johann Carl Bertram Stüve in Osnabrück. Anlässlich seines 150. Todestages wird das Niedersächsische Landesarchiv mit der Stadt Osnabrück und dem Verein für Geschichte und Landeskunde am 5. und 6. Mai 2022 in Osnabrück eine öffentliche Tagung ausrichten, die Stüves Rolle als Politiker, Jurist, Publizist und Historiker untersucht.