Hier finden Sie früher vorgestellte Archivalien.
Aus den Magazinen des Landesarchivs (Juli 2022)
Das GAG wird 100! (NLA OL, Best. 160-1 Nr. 1707 I, Rep 720, Akz. 100 Nr. 22)
In Oldenburg ist jedem klar, was mit dieser Aussage gemeint ist. Denn die ‚Graf-Anton-Günther-Schule‘, eines der Gymnasien in der Stadt, kennen die meisten unter der umgangssprachlichen Abkürzung GAG. Sie ist zwar längst nicht die älteste Lehranstalt der Stadt, hat aber inzwischen Tradition und ist beliebt. Im Jahr 1922 wurde sie zunächst unter der Bezeichnung „Aufbauschule“ gegründet. Inzwischen prägt sie seit einem Jahrhundert Generationen von Schülerinnen und Schülern in Oldenburg. Wie fing damals alles an? Eine Namensliste des ersten Jahrgangs mit 15 Jungen und 2 Mädchen ist in der Abteilung Oldenburg des Niedersächsischen Landesarchivs überliefert. Darin sind auch Geburtsort und -datum, der Beruf des Vaters sowie die bisher besuchte Schule der Kinder vermerkt.
Ausgangspunkt für das GAG war das so genannte Lehrerseminar, an dem zuvor die Ausbildung für Volksschullehrer, meist in Kombination mit einer Unterbringung im Internat, erfolgte. Zugangsvoraussetzung dafür war zunächst nur ein Volksschulabschluss. Seit 1920 bestanden im Oldenburgischen Ministerium für Kirchen und Schulen jedoch Überlegungen, die Lehrerausbildung zu reformieren und diese damit auch an reichsrechtliche Regelungen anzupassen. Künftig sollte zudem die Reifeprüfung an einer höheren Schule als Zugangsvoraussetzung für Volksschullehrer gelten. Um Möglichkeiten für den Erwerb dieser Qualifikation zu schaffen, wurden im Land Oldenburg zwei Aufbauschulen gegründet, an denen nach dem Besuch der Volksschule innerhalb von sechs Jahren die Reifeprüfung abgelegt werden konnte. Mit der Leitung der Schule in Oldenburg wurde Dr. Friedrich Korte beauftragt. Nach Absolvieren einer Aufnahmeprüfung startete der Unterricht für die ersten Schülerinnen und Schüler im April 1922. Die frühen, sehr knapp gehaltenen Protokolle der Lehrerkonferenzen sind in einem bis in das Jahr 1927 geführten Buch erhalten. Beispielsweise wurde darin auch die Farbe der Schulmütze thematisiert.
Die Schülerzahlen wuchsen schnell. Schon ein Jahr später wurden 25 Jungen und 5 Mädchen angenommen; im Jahr 1925 mussten bereits Parallelklassen für den neuen Jahrgang eingerichtet werden. Das gemeinsame Unterrichten von Jungen und Mädchen war seit Gründung der Aufbauschule üblich, damit war sie die erste höhere Schule mit dieser Unterrichtsform in Oldenburg.
Besucht wurde die Lehranstalt insbesondere von jungen Menschen aus dem Umland, deren Berufsziel weiterhin das Unterrichten an einer Volksschule war. Doch immer mehr Absolventinnen und Absolventen folgten nach ihrer Reifeprüfung auch anderen Berufsperspektiven, die diese neue Schulform ebenfalls eröffnete.
Den Namen Graf-Anton-Günther-Schule erhielt die Bildungseinrichtung übrigens erst 1938. Noch heute schmückt ein Wandbild des bekannten Oldenburger Grafen das Schulgebäude an der Schleusenstraße. Neben den im Landesarchiv vorhandenen Akten gibt es dort auch ein Schularchiv, das in einer Zusammenarbeit von Schule, Universität und der Abteilung Oldenburg des Landesarchivs gesichtet wurde.
(vgl. 75 Jahre Graf-Anton-Günther-Schule 1922-1997, Festschrift, Frank Binternagel u.a., Oldenburg 1997)