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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Dezember 2022)

Das Pferd und die Tulpe -- Antrag auf Schutz von Mustern für die Herstellung von Worpsweder Bauernmöbeln durch Heinrich Vogeler (NLA ST Rep. 72/172 Lilienthal Nr. 1183; NLA ST Karten Mappen, Mappe Nr. 0502)


 

Der vor 150 Jahren am 12. Dezember 1872 geborene Heinrich Vogeler hatte viele künstlerische Begabungen. Er war unter anderem Maler, Grafiker, Pädagoge und Schriftsteller. Auch als Designer betätigte er sich erfolgreich, wie die in der Abteilung Stade lagernden Musterzeichnungen für Worpsweder Bauernmöbel zeigen. Gemeinsam mit seinem Bruder Franz Vogeler betrieb er auf seinem Barkenhoff Werkstätten für Stühle, Sessel und anderes Mobiliar. Zwei seiner erfolgreichsten Entwürfe waren Stühle mit einer stilisierten Tulpe und zwei einander zugewandten Pferdeköpfe als Lehnen (s. Abb. links).

Allein von dem Tulpenmuster gab es sieben Ausstattungs-Varianten zuzüglich einer Kindermöbelgarnitur. Für diese Entwürfe schrieb Heinrich Vogeler am 8. Dezember 1905 das königliche Amtsgericht Lilienthal wegen der Notwendigkeit des Markenschutzes für seine Bauernmöbel-Entwürfe an. Zusätzlich verwandte Vogeler Entwerferzeichen an seinen Möbeln. Unproblematisch waren seine Motive bezüglich eines Markenschutzes nicht. Gerade der Pferdekopf fand im niedersächsischen Raum große Verbreitung, vor allem als Giebelzier an den Häuserfronten. Dementsprechend galten sie als alte Volkskunstmotive, deren Schutz nicht unumstritten war.

Das königliche Amtsgericht Lilienthal aber veröffentlichte dennoch im Deutschen Reichsanzeiger am 3. Januar 1906 das Musterregister, dessen Schutz für drei Jahre galt. Pflichtbewusst schrieb das Gericht Vogeler im Dezember 1908 an, dass die Schutzfrist bald ablaufe, aber der winkte ab: mittlerweile waren seine Muster durch das Kunstschutzgesetz vom 9. Januar 1907 hinreichend geschützt. Vogeler bat das königliche Amtsgericht Lilienthal sogar darum, die Muster zu vernichten, da kein besonderer Schutz mehr nötig sei (s. Abb. oben). Zum Glück für uns haben weder das Amtsgericht Lilienthal noch das Landesarchiv dieser Bitte entsprochen.

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