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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Oktober 2022)
Das Mausoleum im Berggarten Herrenhausen – ein welfischer Erinnerungsort, 1847 (NLA HA, Dep. 84 A Nr. 140)
Insbesondere seit dem späten 18. Jahrhundert (Klassizismus) verdrängten eigenständige Grabbauten, die sowohl der adligen (und ebenso bürgerlichen) Erinnerungs- als auch Repräsentationskultur dienten, zunehmend die bisherigen Bestattungsorte fürstlicher Familien in den Krypten von Kirchen und Kapellen. Diese häufig zweigeschossigen Monumente (Mausoleen) mit einem Andachtsraum für die Grabdenkmäler und einer Gruft für die Aufnahme der Särge orientierten sich zumeist an antiken oder mittelalterlichen Baustilen.
Nach der Auflösung der Personalunion zwischen Hannover und Großbritannien (1837) benötigte König Ernst August I. von Hannover für sich und seine Angehörigen eine neue Ruhestätte, da die ab 1668 genutzte Krypta unter der Kapelle des Leineschlosses nicht mehr zeitgemäß war. Als am 29. Juni 1841 seine Ehefrau Friederike von Mecklenburg-Strelitz verstarb, beauftragte der König seinen Oberhofbaurat Georg Ludwig Friedrich Laves mit den Planungen für ein neues Grabmonument. Sollte dies zunächst im Großen Garten hinter der Orangerie entstehen, so ließ sich Ernst August bald von Laves überzeugen, das Mausoleum im zu erweiternden Berggarten zu errichten. Umgeben von einem Eichenhain sollte es in die Parklandschaft eingebunden und über die bestehende Lindenallee in einer direkten Sichtachse mit dem Herrenhäuser Schloss verbunden werden.
Sah Laves zunächst ägyptisierende Stilelemente vor, so orientierte sich der schließlich ausgeführte Bau in der Gestaltung am Mausoleum der bereits 1810 verstorbenen preußischen Königin Luise (der älteren Schwester von Friederike) in Berlin-Charlottenburg: Ein quadratischer, flach gekuppelter Hallenbau mit einer Gruft im Untergeschoss, dem eine Vorhalle mit einem viersäuligen Porticus im dorischen Stil im Süden vorgelagert wurde. Im Norden schloss das Gebäude mit einer halbkreisförmigen Altarnische ab. Außen und in der Gruft sollte Sandstein, innen in der oberen Halle Carrara-Marmor verwendet werden.
Mit einigen Verzögerungen begannen die Bauarbeiten im Mai 1842. Das Gebäude selbst konnte Ende 1846 vollendet werden, die Aufstellung des Sarkophags für Friederike, den Christian Daniel Rauch schuf (der auch jenen für Luise gefertigt hatte), erfolgte im Juni 1847. Einige Monate später ließ der König eine Urkunde zur Fertigstellung des Mausoleums im Königlichen Archiv, der heutigen Abteilung Hannover des Nds. Landesarchivs, hinterlegen. Die durch Wasserschaden stark beschädigte Urkunde ist auf den 27. Januar 1847 datiert und enthält Angaben zu den Hintergründen der Bautätigkeiten, die Beteiligten, eine Baubeschreibung und einen Hinweis auf die Kosten von rund 112.000 Reichstaler. Nach dem Willen des Königs sollten im Mausoleum nicht nur seine Gattin „eine friedliche Ruhestätte finden“, sondern auch er wünschte, an ihrer Seite bestattet zu werden, was nach seinem Tod 1851 erfolgte. Seinen Nachkommen sollte das Gebäude als Erinnerungsstätte an das erste hannoversche Königspaar dienen. Neben der Urkunde wurde auch eine aufwendig gebundene Mappe mit acht kolorierten Bauzeichnungen beigelegt. Sie umfassen u.a. einen Plan des Parks, Frontal- und Seitenansichten des Gebäudes sowie Grundrisse und einen Längs- und Querschnitt.
Das vorzeitige Ende des Königreichs Hannover 1866 führte dazu, dass das Mausoleum zunächst nicht für weitere Mitglieder des Welfenhauses genutzt werden konnte. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden aufgrund der Zerstörung des Leineschlosses 1957 die Gebeine von elf Vorfahren Ernst Augusts aus dem 17. bis 19. Jahrhundert in das Mausoleum überführt. Des Weiteren fanden 1953 der letzte Herzog von Braunschweig, Ernst August, und 1980 dessen Ehefrau, Viktoria Luise von Preußen, vor dem Mausoleum ihre letzte Ruhestätte.