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Aus den Magazinen des Landesarchivs (August 2021)

„Über alle Beschreibung feierlich und prachtvoll“. Die Krönung Georgs IV. zum britischen König (NLA HA, Dep. 110 A Nr. 270 und Dep. 84 B Nr. 1633)


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Nach einer fast 60jährigen Regentschaft verstarb Ende Januar 1820 Georg III., in Personalunion König von Großbritannien, Irland und Hannover. Sein ältester Sohn wurde zwar bereits zwei Tage später als Georg IV. zum König proklamiert, seine Krönung verschob sich aber um fast eineinhalb Jahre. Hauptgrund hierfür war nicht zuletzt der laufende Ehescheidungsprozess des Monarchen von seiner Ehefrau Caroline von Braunschweig, deren Mitkrönung zur Königin er um jeden Preis verhindern wollte.

Bereits im Juni 1820 stellte sich im Königreich Hannover die Frage, ob der Krönungstag auch hier entsprechend gefeiert werden sollte. Da die letzte Krönung lange zurücklag, musste das hannoversche Kabinettsministerium in den Akten nachforschen. Auszüge aus der Registratur des Konsistoriums, die auf angeordnete kirchliche Dankgebete schließen ließen, wurden an die Deutsche Kanzlei in London, der eigentlichen Regierung Hannovers, zur weiteren Entscheidung übersandt.

Deren Leiter als Staats- und Kabinettsminister war seit 1805 Ernst Friedrich Herbert Graf zu Münster. Der enge Vertraute des Königs erkundigte sich einerseits nach dessen Wünschen für Feierlichkeiten in Hannover, war aber andererseits auch Ansprechpartner des königlichen Zeremonienmeisters Sir Robert Chester hinsichtlich der Teilnahme von Deutschen an den Festivitäten in London. Als hochrangiger Minister wünschte Graf Münster für sich und seine Gäste zunächst eine separate Loge („a separate Box at the Coronation for the use of the Hanoverian Minister of State“), begnügte sich dann aber, bei der Krönungszeremonie in Westminster Abbey in der Loge der Botschafter („Ambassador’s Box“) und beim anschließenden Krönungsbankett in der Westminster Hall in der Loge der auswärtigen Minster („Foreign Ministers‘ Box“) untergebracht zu werden. Für beide Örtlichkeiten wurden ihm persönliche, nummerierte und von den jeweiligen Organisatoren unterschriebene Eintrittskarten zugestellt. Diese zeigen in einem Medaillon die Krönung Georgs IV., der thronend die Insignien seiner Regentschaft empfängt und von allegorischen Personifikationen seiner beherrschten Länder und königlicher Tugenden umringt wird.

Die Krönung am 19. Juli 1821 war die teuerste und aufwändigste Zeremonie dieser Art in der britischen Geschichte. Gleichwohl gab es fast einen öffentlichen Eklat, als Caroline von Braunschweig versuchte, sich gegen den Willen des Königs Zutritt zur Krönungskirche zu verschaffen. Kurz nach der Krönung begab sich Georg IV. auf länger geplante Reisen in seine Nebenländer, die ihn im Oktober nach Hannover führten, wo der erste Besuch eines britischen Königs seit 66 Jahren auf stürmische Begeisterung stieß und eine Verbundenheit der dortigen Bevölkerung mit der Institution der Monarchie aufzeigte, die der in der englischen Heimat offen kritisierte Georg IV. so kaum kannte.



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NLA HA Dep. 110 A Nr. 270 Bl. 2
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NLA HA Dep. 110 A Nr. 270 Bl. 4
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