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Aus den Magazinen des Landesarchivs (September 2021)

Die Errichtung der Fachhochschule Osnabrück 1971/72 (NLA OS Dep 123 Akz. 2011/083 Nr. 10; NLA OS Akz. 2012/034 Nr. 4)


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1971 war nicht nur für die niedersächsische Hochschullandschaft ein Jahr der großen Veränderungen: Auf Beschluss des Kultusministeriums wurden an verschiedenen Standorten des Landes zum 1. August die sogenannten Fachhochschulen errichtet. Der Beschluss fasst im Kern die Aufgaben der neuen Bildungseinrichtung zusammen: „Die Fachhochschulen dienen den angewandten Wissenschaften, der Kunst, der Lehre und dem Studium. Sie können im Rahmen ihres Bildungsauftrages Forschungs- und Entwicklungsaufgaben durchführen.“

Die Fachhochschulen wurden nicht „auf der grünen Wiese“ gegründet, sondern knüpften an bereits bestehende Einrichtungen an. In die Fachhochschule Osnabrück wurden die Staatliche Ingenieurakademie für Maschinenbau, Elektrotechnik und Hüttentechnik (Standort Westerberg) und die Staatliche Ingenieurakademie für Gartengestaltung, Garten- und Landbau (Standort Haste) übergeleitet, ergänzt durch einen neu gegründeten Fachbereich Wirtschaft. Zum Wintersemester 1971/72 nahmen ungefähr 1300 Studierende ihr Studium auf. Die FH bot damals sieben Studiengänge in sieben Fachbereichen, namentlich Elektrotechnik, Maschinenbau, Werkstofftechnik, Gartenbau, Landespflege, Landwirtschaft sowie Wirtschaft, an.

Die Gründung der Fachhochschule vollzog sich über einen längeren Zeitraum. Dem eingangs erwähnten Beschluss des Kultusministeriums aus dem Jahr 1971 folgte am 25. Januar 1972 die Wahl des Diplom-Chemikers Dr. Karl-Heinz Birr zum Rektor. Mit der ersten, am 3. Februar 1972 durchgeführten Senatssitzung, zu der Birr in seiner Funktion als Rektor einlud, war die Gründung der Fachhochschule zwar formal vollzogen, Grundlagen für Studium, Lehre und Forschung mussten aber noch nach und nach gelegt werden.

Die frühe Zeit der Fachhochschule war geprägt von der schlechten Finanzlage des Bundeslandes Niedersachsen und der Planung einer Gesamthochschule gemeinsam mit der in der Entstehung begriffenen Universität Osnabrück, die sich aber letztendlich nicht realisieren ließ. Die missglückte Zusammenführung war für die Fachhochschule auf lange Sicht aber weniger ein Fehl- als ein Befreiungsschlag. Bereits zehn Jahre nach ihrer Gründung hatte sich die Anzahl der Studierenden verdoppelt, 1995 wurde ein weiterer Standort in Lingen eröffnet. Die 2003 in eine Stiftung überführte und 2010 im Rahmen des neuen niedersächsischen Hochschulgesetzes in Hochschule Osnabrück (University of Applied Sciences) umbenannte Einrichtung ist heute – fünfzig Jahre nach der Gründung – mit über 14.000 Studierenden die größte und leistungsstärkste Hochschule für angewandte Wissenschaften Niedersachsens.

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Personalakte Birr: Nachricht über die Wahl (NLA OS Dep 123 Akz. 2011/083 Nr. 10)
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Protokoll der ersten Senatssitzung vom 3. Februar 1972
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