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Aus den Magazinen des Landesarchivs (November 2020)

Ein Geschenk für einen hochverehrten Lehrer – das Schüleralbum des Professor Düttmann in Vechta (NLA OL Rep 723 Akz. 2012/023 Nr. 1176)


Bildrechte: NLA

Theodor Düttmann (1829-1906) war seit 1853 bis zu seiner Pensionierung 1899 Lehrer am Gymnasium Antonianum in Vechta, seit 1872 Oberlehrer und wurde 1884 zum Professor ernannt. Anlässlich seiner Goldenen Hochzeit schenkten ihm seine Schüler - damals ausschließlich Männer - ein prachtvoll gestaltetes voluminöses und schwergewichtiges Fotoalbum, das in zeitlicher Abfolge die Namen und Daten und meist auch Porträtfotos seiner ehemaligen Schüler aus vier Jahrzehnten Schultätigkeit zeigt. Zahlreiche frühere Schüler nahmen an dem feierlich, auch mit Raketen- und Böllerschüssen und Musikdarbietungen umrahmten Festtag teil und überreichten das Geschenk. Das eigens angefertigte Album hat einen Prachteinbanddeckel, auf dem eine Paradiesszene und die Jahreszahlen "1856" und "1906" zu sehen sind. Auf dem ersten Deckblatt befinden sich von Allegorien begleitete farbige Porträtmedaillons von Düttmann und seiner Frau sowie ebenfalls kolorierte Zeichungen der Schulgebäude.

Für die Prosopographie besonders interessant ist jedoch der Inhalt: Namen und Porträts von 255 ehemaligen Schülern, die zwischen 1857 und 1902 ihr Abitur am Antonianum, einer sehr renommierten katholischen Schule, machten. Sie zeigen Karrierewege und Verbleib der Schulabgänger, darunter Oldenburgs Oberbürgermeister Tappenbeck, der Zentrums-Politiker Eduard Burlage und viele Angehörige des südoldenburgischen Adels und der katholischen Welt- und Ordensgeistlichkeit. Die Weltgeistlichen sind mit rund 100 Personen besonders zahlreich vertreten. Stark vertreten sind auch Ärzte mit 65 Vertretern dieses Berufsstands. 26 Schüler folgten dem Beispiel ihres Lehrers und widmeten sich dem Schulfach – darunter auch spätere Kollegen Düttmanns am Antonianum. Äußerst schwach vertreten sind dagegen Künstler mit drei (zwei Maler, ein Musiker) und Offiziere mit zwei Vertretern. Während die meisten im Raum Oldenburg und im weiteren Westfalen verblieben, verschlug es manche in weitere Ferne. Der Franziskaner-Pater Amandus missionierte in Bahia (Brasilien); ein Ehemaliger wurde Jesuiten-Spiritual am Collegium Germanicum in Rom, ein anderer Maler in Italien, ein Mediziner arbeitete als Badearzt in San Remo, ein Diplomingenieur im schwedischen Norrköping.

Düttmann starb überraschend nur vier Tage nach der Feier am 7. September 1906. Das Album wurde vermutlich von der Witwe der Schule geschenkt und befindet sich seitdem mit anderen Alben gleicher Herkunft im Schularchiv, das als deponierter Bestand in der Abteilung Oldenburg verwahrt wird (Rep. 723).

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