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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Mai 2020)

Pagenbuch mit Eintrag Hieronymus von Münchhausen, geb. 1720 (NLA WO VI Hs 2 Nr. 34/67)


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Die Erzählungen des Barons von Münchhausen kann man – wie Hermann Hesse – zur Weltliteratur zählen oder als Sammlung alter Lügenmärchen betrachten. Jedenfalls sind sie weltbekannt. Der Erzähler, Hieronymus Karl Friedrich von Münchhausen, kam vor 300 Jahren in Bodenwerder zur Welt. Seine Ausbildung zum Hofmann erhielt er am Hof in Wolfenbüttel. 1733 wurde er in der dortigen Schlosskirche konfirmiert und 1735 vom regierenden Herzog, Ferdinand Albrecht II., zum Pagen angenommen. Aus diesem Anlass musste er sich in eine Matrikel, das Pagenbuch, eintragen. Dafür war es erforderlich, einen Kunstmaler mit der Gestaltung des Eintrags zu beauftragen.

Für jeden Pagen mussten dessen adliges Wappen und ein Emblem, ein Sinnbild, gezeichnet und koloriert werden. Das Wappen der Münchhausens zeigt einen Zisterziensermönch mit rotem Krummstab und Buchbeutel in Gold. Dieser Mönch bildet auch die zentrale Figur des Emblem-Bildes. Unter der Überschrift: Non Monachum vestis (nicht die Kleidung macht den Mönch) steht dieser vor dem Kleinen Schloss in Wolfenbüttel und hebt seine Kutte etwas an. Darunter sieht man höfische Beinkleider und modisches Schuhwerk. Die Unterschrift erklärt: „Wenn alle Laster künt ein bloßer Schein bedecken/ Wie viele würden nicht sich in dies Kleyd verstecken.“

Das ist lutherische Mönchskritik, der Mönch ein Wolf im Schafspelz. Das Emblem spielt aber auch mit dem Gegensatz von Schein und Sein, von Aufrichtigkeit und Täuschung. Gerne wüsste man, ob Münchhausen das Sinnbild selbst gewählt hat oder ob es ihm zugeteilt wurde. Zum späteren Erzähler, dessen Geschichten ja Realität vortäuschen und durch Übertreibungen zugleich in Frage stellen, würde es passen. — 1737 zog Münchhausen mit dem braunschweigischen Prinzen Anton Ulrich nach Russland und gegen die Türken. Was er dabei erlebte, bot ihm die Anknüpfungen für seine Geschichten.

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