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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Juli 2023)
Schreiben von Graf Philipp Ernst (geb. 5.7.1723) an seinen letzten noch lebenden Sohn, der kurz darauf starb (NLA BU F 1 A XXXV 20 Nr. 250)
Graf Philipp Ernst zu Schaumburg-Lippe (reg. 1777-1787) gehört zu den unbekannteren Regenten der kleinen Grafschaft Schaumburg-Lippe. Er wurde vor 250 Jahren, am 5. Juli 1723, in Rinteln geboren als Angehöriger der Linie Schaumburg-Lippe-Alverdissen. Standesgemäß absolvierte er eine Laufbahn als Offizier und brachte es als General zum Oberbefehlshaber der Truppen des Fürstbistums Münster. Als Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe 1777 kinderlos verstarb, wurde Philipp Ernst sein Nachfolger und begründete so das „jüngere Haus Schaumburg-Lippe“.
Obwohl er ein durchaus aufgeschlossener Vertreter der Spätaufklärung war, steht sein Wirken als Regent im Schatten seiner Legitimitätsprobleme und seiner zweiten Gemahlin, Fürstin Juliane (reg. 1787-1799). Der hessische Landgraf Wilhelm IX. zweifelte Philipp Ernsts Lehensfähigkeit an, da seine Mutter erst nachträglich in den Grafenstand erhoben worden war. Zudem starben alle seine Kinder aus erster Ehe, zuletzt sein Sohn Karl (*1759), der als Nachfolger vorgesehen war. Karl reiste im September 1779 zum Studium an die Universität Göttingen. Es war im 18. Jahrhundert auch für Adlige und sogar für künftige Landesherren durchaus üblich, sich einige Zeit aus gesellschaftlichen und Bildungsgründen an Universitäten aufzuhalten. Philipp Ernst hatte genaue Vorstellungen vom Bildungsgang seines Sohnes. Zugleich war Karls Gesundheitszustand immer Gegenstand der Sorge, so dass ihn dessen Erkrankung in Göttingen (unter anderem ein Augenleiden) sofort in Sorge versetzte. Im abgebildeten Brief vom 5. März 1780 fordert er seinen Sohn auf „nun müsset ihr die Augen schonen“ und rät ihm, Briefe daher lieber zu diktieren als selber zu schreiben. Doch Karls Zustand verschlechterte sich und er kehrte im Mai 1780 schwer krank nach Bückeburg zurück. Er starb am 7. September 1780 und Philipp Ernst heiratete einen Monat später die 19-jährige Prinzessin Juliane. Philipp Ernst erlebte noch die Geburt seines Sohnes Georg Wilhelm 1784.