Niedersachsen klar Logo

Aus den Magazinen des Landesarchivs (Oktober 2023)

Krieg und Frieden im Selbstzeugnis (1648) (NLA OS Dep. 24 b II Nr. 434)


 
 

Ob der Friedensschluss von Münster und Osnabrück tatsächlich das „größte Friedenswerk der Neuzeit“ (J. Burkhardt) werden sollte, mag für den Osnabrücker Landadligen Clamor Eberhard von dem Bussche nicht entscheidend gewesen sein. Dass er aber am 25. Oktober 1648 vor dem Rathaus in Osnabrück mit grossem triumpf publiciret unndt proclamirt wurde, war ihm unbedingt der Erinnerung wert. So vermerkte er in seinem Schreibkalender dieses denkwürdige Großereignis, an dessen einem Schauplatz er sogar an Verhandlungen teilgenommen hatte.

Clamor Eberhard von dem Bussche (1611-1666) war Herr über das im Fürstbistum Osnabrück gelegene Gut Hünnefeld. Dort verbrachte er die meiste Zeit seines Lebens und avancierte zum aufmerksamen Chronisten des Weltgeschehens. 27 Schreibkalender aus dem Zeitraum von 1627 bis 1665 sind mit Clamor Eberhards persönlichen Eintragungen im Hünnefelder Familienarchiv überliefert, das als Depositum 24 in der Abteilung Osnabrück verwahrt wird. In den unter den Zeitgenossen beliebten Quartheften eröffnet er einen Blick in die Lebenswelt des 17. Jahrhunderts und seinen persönlichen, familiären wie guts- und grundherrlichen Angelegenheiten einerseits, aber auch politischen und militärischen Ereignissen andererseits. Als Zeitzeuge des Dreißigjährigen Krieges und der westfälischen Friedensverhandlungen dokumentiert und kommentiert er das Geschehen aus der Sicht des Protestanten und Angehörigen der Osnabrücker Ritterschaft.

Nicht aus jedem Jahr der seit 1643 in Münster und Osnabrück abgehaltenden Friedensverhandlungen ist ein Schreibkalender überliefert, aber die Exemplare von 1645 bis 1648 zeugen beispielsweise von den Bemühungen der Osnabrücker Ritterschaft um Zusicherung der evangelischen Religionsausübung im Fall der Rückkehr des katholischen Fürstbischofs Franz Wilhelm von Wartenberg oder um die Zahlung einer Abfindung an den schwedischen Statthalter Gustav Gustavson. Clamor Eberhards persönliche Einschätzung über die das Hochstift Osnabrück betreffenden Vereinbarungen des Friedensvertrags (IPO), insbesondere die Regelung der alternierenden Sukzession, des Wechsels des Landesherrschaft zwischen einem katholischen und einem evangelischen Fürstbischof aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg, finden sich in den Schreibkalendern nicht. Aber den eiferige[n] Abriss der 1628 von Wartenberg errichteten und von den evangelischen Osnabrückern verhassten Zitadelle Petersburg gleich am Tag nach der Verkündung des Friedens hielt er vielleicht mit persönlicher Genugtuung für die Nachwelt schriftlich fest.

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln