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Aus den Magazinen des Landesarchivs (November 2019)

Anzeige und Übernahme der schwedischen Original-Cessionen der Herzogtümer Bremen und Verden an die Landstände und das Hamburger Domkapitel (1719) (NLA ST Rep. 5a Nr. 611)


Der Große Nordische Krieg (1700-1721) bedeutete auch für den Raum zwischen Elbe und Weser einen unruhigen Zeitabschnitt. Die Krise der schwedischen Großmacht ließ die Bereitschaft sinken, diesen Raum gegen die Ambitionen der dänischen Monarchie und des welfischen Herrscherhauses in Hannover zu verteidigen. Kurfürst Georg Ludwig konnte sich mit Zustimmung des schwedischen Generalgouverneurs das Herzogtum Verden, das Amt Ottersberg sowie Gebiete an der Lesum nördlich von Bremen kampflos einverleiben. König Friedrich IV von Dänemark setzte sich im Sommer 1712 ohne größere Widerstände im Herzogtum Bremen fest und nahm auch den Regierungssitz und die Festung in Stade nach längerem Bombardement und einen Pestausbruch am 6. September 1712 ein (Aus den Magazinen... Juli 2012). Unter dem neuen Generalgouverneur Jobst von Scholten besaß Dänemark nun eine Landverbindung zur Grafschaft Oldenburg. Mit der Zunahme der Rückstände an Steuereinnahmen aus Bremen-Verden ließ das Interesse Dänemarks an dem neu erworbenen Besitz nach. Dagegen hatte das Kurfürstentum Hannover, erst recht nach der Personalunion mit dem Königreich Großbritannien 1714, ein Interesse an diesem Raum als direkte Verbindung zur britischen Insel gewonnen.

Diese Entwicklung war die Grundlage für den Abschluss eines Bündnisvertrages zwischen Hannover und Dänemark am 15. Oktober 1715. Darauf folgte der Kauf des Herzogtums Bremen durch Hannover gegen eine Entschädigungszahlung in Höhe von 300.000 Reichstaler und der Übernahme der Steuerrückstände in Höhe von 400.000 Reichstalern. Die hannoverschen Truppen rückten in die Landesteile ein und zwei hannoversche Regierungsbeamte übernahmen die Geschäfte. Eine Klärung des Verhältnisses zum Königreich Schweden erfolgte erst nach dessen Niederlage im Nordischen Krieg und dem darauf erfolgten Frieden von Stockholm vom 9./20. November 1719. Mit diesem Friedensschluss verzichtete Schweden endgültig auf seine beiden Herzogtümer, seine Rechte in der Stadt Bremen und am Hamburger Domkapitel sowie auf das Amt Wildeshausen gegen eine Entschädigungszahlung von 1.000.000 Reichstalern und weiterer kleinerer Geldzahlungen.

In dem hier abgebildeten offenen Patent vom 23. November 1719 verkündete die schwedische Königin Ulrica Eleonora diese Abtretung der Herzogtümer Bremen und Verden an das Kurfürstentum Hannover mit den entsprechenden Folgen: „Wie Wir denn auch zufolge dieser Cession und Renunciation, hiemit und Krafts dieses unsers offenen Briefes, die Unterthanen, Eingeseßene und angehörige solcher Hertzogthümer Bremen und Verden, aller derer Pflichte und Verbindungen, womit Sie Uns und dem Reiche Schweden verbunden gewesen, Vollentkommen entbinden und Sie damit an S[eine]r Majest[ät] den König von Großbritannien als Hertzogen und Churfürsten zu Braunschweig und Lüneburg […], als ihre nunmehrige alleinige und beständige Landes und Ober=herrn verweisen […]“.

Damit begann eine neue Zeit in Bremen-Verden.

 
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