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Aus den Magazinen des Landesarchivs (November 2012)
Karte der Burg Oldersum (1585) (Staatsarchiv Aurich, Rep. 244 B 3892)
Oldersum war bis in das 17. Jahrhundert eine ostfriesische Herrlichkeit, ein kleine Adelsherrschaft, die aus nicht viel mehr als der Burg und dem sie umgebenden Flecken bestand. Die im 14. Jahrhundert angelegte Wasserburg hatten sich im Jahre 1559 die verfeindeten Brüder Hektor und Boiocko von Oldersum geteilt, und zwar nicht nur ideell, sondern unübersehbar materiell durch eine quer über den Hof gezogene Mauer. Hector erhielt den nordwestlichen, Boiocko den südöstlichen Teil. Auch die Nebengebäude waren aufgeteilt worden.
Als Boiocko kinderlos starb, vermachte er seine Hälfte nicht seinem Bruder, sondern dem Grafen Johann von Ostfriesland. Gegen diesen prozessierte Hektor vor dem Reichskammergericht in Speyer. Dort legte er zusammen mit einer genauen Inventarisierung einen Lageplan vor.
Ein Schiedsspruch der niederländischen Generalstaaten beendete erst 1620 die Auseinandersetzung: das Testament wurde aufgehoben und beide Teile der Burg kamen wieder in eine Hand. Die Erben verkauften die gesamte Herrlichkeit mit der Burg 1631 an die Stadt Emden. Die Oldersumer Anlage zu erhalten, wurde der Stadt Emden bald zur Last. Die Burg verfiel und der letzte Rest wurde 1954 abgebrochen.
Der Lageplan ist mit dem sogenannten „Fischauge“ gesehen; der unbekannte Zeichner steht gewissermaßen über dem Mittelpunkt der Burg, von wo er nach allen Seiten gleichermaßen blickt. Auf diese Weise ist ein äußerst plastisches Bild einer spätmittelalterlichen Adelsherrschaft entstanden: Im Zentrum die Burg umgeben von einem Wassergraben, vor ihr die Vorrats- und anderen Nebengebäude, um sie herum an zwei Seiten die Häuser des Fleckens Oldersum mit der Kirche. Die Häuser sind rein schematisch gezeichnet und sind im Unterschied zu den Burganlagen nicht als Abbildungen zu verstehen. Am oberen Rand, wo ein alter Flussarm der Ems verlief, ist auch der Hafen von Oldersum mit den damals üblichen kleinen Schiffen zu sehen.