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Aus den Magazinen des Landesarchivs (März 2018)

Proben von zwei schwarzen Tuchen (Boye) für die Trauerbekleidung in der Bremer Domkirche anlässlich des Todes der schwedischen Königin Ulrica Eleonora im Juli 1693 (NLA ST Rep. 5a Nr. 1365 Bl. 60-62)


Nach dem Tod der schwedischen Königin Ulrica Eleonora am 26. Juli 1693 wurde im gesamten Königreich Schweden einschließlich seiner deutschen Provinzen Bremen, Verden und Vorpommern eine zweijährige Landestrauer angeordnet. Dazu gehörte zunächst, dass sowohl in den Städten wie auf dem Lande bis auf weitere Verordnung jeden Mittag von zwölf bis ein Uhr alle Glocken geläutet werden sollten. Dazu gehörte auch, dass die Bediensteten, Adeligen, Geistlichen und Stadtbürger schwarze Trauerkleidung zu tragen hatten und dass die Altäre, Kanzeln, Taufsteine und königlichen Stühle in den Kirchen mit schwarzem Tuch, dem sogenannten Boye, bekleidet werden mussten.

Der schwedische Baumeister beim Bremer Dom, Daniel Sarnighausen, fragte am 17. August 1693 bei der Provinzialregierung in Stade an, welches Tuch für die Auskleidung der Domkirche St. Petri verwendet werden sollte und legte zur Entscheidungsfindung zwei verschiedene Tuchproben mit Angaben zu Qualität und Preisen anbei. Die Probe Nr. 2 (die Elle zu 10 Groten) bezeichnete Sarnighausen als „viel schlechter“ als die Probe Nr. 1 (die Elle zu 14 Groten). Ohne Arbeitslohn und Nägel kostete die bessere Probe nach Auskunft des Baumeisters insgesamt 160 Reichstaler und 30 Groten, die schlechtere, auch Futtertuch genannt, 76 Reichstaler und 28 Groten. Die Provinzialregierung teilte Sarnighausen am 22. August 1693 mit, dass das preiswertere Tuch verwendet werden sollte. Die Gesamtkosten für die Bekleidung der Bremer Domkirche beliefen sich schließlich auf etwa 80 Reichstaler, darin enthalten waren die Ausgaben für den Wandschneider, den Schneider und die Nägel zur Befestigung des „fresierten Boy“.

Die beiden Tuchproben befinden sich bis heute in der Akte und vermitteln uns nicht nur eine Vorstellung von den in offiziellen Trauerzeiten schwarz ausgekleideten öffentlichen Räumen, sondern darüber hinaus vom Trauerempfinden der Frühen Neuzeit.

 
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