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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Dezember 2018)
Brief des Berliner Museumsdirektors Wilhelm von Bode wegen des Verkaufs von Teilen der Großherzoglich Oldenburgischen Gemäldegalerie ins Ausland (1922) (NLA OL Erw 80: Best. 271-36 Nr.25)
Brief des Berliner Museumsdirektors Wilhelm von Bode (1845-1929) vom 4. Januar 1922 an den Oldenburger Hofrat Friedrich Husmann (1883-1950) wegen des Verkaufs von Teilen der Großherzoglichen Gemäldegalerie ins Ausland nach dem Ende des Ersten Weltkriegs
Mitte der 1880-er Jahre reiste der berühmte Kunsthistoriker Bode durch Deutschland, um Gemäldegalerien in der Provinz zu besichtigen. In seinem Buch über die Galerie in Oldenburg hob er 1888 hervor, was die deutsche Museumslandschaft bis heute prägt: die zahlreichen Kunstsammlungen auch in mittelgroßen Städten. Zu den jüngeren Sammlungen zählte diejenige in Oldenburg, die wegen des Dynastiewechsels von 1773 erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand, aber schon nach 1850 aufgrund ihrer Qualität überregional bekannt war.
Nach der Novemberrevolution von1918 erlitt die Sammlung jedoch schmerzliche Verluste: Der ehemalige Großherzog Friedrich August II. entschloss sich 1919, zahlreiche Hauptwerke in die Niederlande bringen und ab 1922 verkaufen zulassen (ca. 115 Werke von 355). Seit jener Zeit hängen viele wichtige Oldenburger „Alte Meister“ in anderen großen Museen dieser Welt. Bode erklärte sich 1921 bereit, für den Großherzog Schätzungen vorzunehmen und sich zu Interessenten und erwartbaren Erlösen zu äußern. Bode empfahl den Verkauf als Ganzes anzustreben und setzte Hoffnungen in ein Bankenkonsortium: „Es wird nicht schwer fallen, dieses Konsortium für eine so wertvolle u. bekannte Galerie zu interessieren, für die doch m.E. nahezu 70,000 £ St. [=ca. 60 Mio. Reichsmark] gezahlt werden müssten.“ Der Gesamtverkauf misslang, gleichwohl besaßen zahlreiche Werke ein Zertifikat „by the famous Dr W. von Bode from Berlin“.
Erhalten ist der Brief im Nachlass eines für Geldangelegenheiten des Großherzogs zuständigen Rechnungsrates, der seine Autographensammlung 1950 dem Landesarchiv vermachte. Das abgebildete Schreiben und eine kleine Anzahl weiterer Bode-Briefe, die etwas mehr Licht in den Oldenburger Bilderverkauf in den Jahren 1922 bis 1927 bringen, gelangten erst 2017 ins Landesarchiv.