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Aus den Magazinen des Landesarchivs (September 2017)

Die Konvention von Zeven undd ihre Folgen für den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) (NLA Hannover Hann. 10 Nr. 88 Frankreich Nr. 2)


Im Siebenjährigen Krieg kämpften mit Preußen und Großbritannien auf der einen und der kaiserlichen österreichischen Habsburgermonarchie, Frankreich und Russland sowie dem Heiligen Römischen Reich auf der anderen Seite alle europäischen Großmächte jener Zeit. Während Preußen, Habsburg und Russland primär um die Vorherrschaft in Mitteleuropa rangen, ging es für Großbritannien und Frankreich auch um die Kolonien in Nordamerika und Indien.

Die meisten deutschen Reichsstände versuchten sich dem Krieg zu entziehen und ihre Neutralität zu bewahren. Auch die Regierung des Kurfürstentums Hannover mit seinem in London residierenden Monarchen erklärte noch nach Ausbruch des Krieges seine Treue gegenüber dem Kaiser. Der britische König Georg II. hingegen erwartete von den Geheimen Räten in Hannover, dass sie sich seiner Politik anschlossen. Er ließ eine Observationsarmee auf dem Kontinent aufstellen, deren Oberkommando er seinem Sohn, dem Herzog Wilhelm August von Cumberland übertrug. Der Armee gehörten 27.000 Mann aus Hannover, 10.000 aus Hessen, 1.600 aus Sachsen-Gotha, 6.000 aus Braunschweig und 1.350 Mann aus Schaumburg-Lippe an.

Österreich und Frankreich behandelten Kurhannover nunmehr als Kriegsteilnehmer und die französische Armee marschierte im April 1757 mit 100.000 Mann in Westfalen ein. Die Observationsarmee musste sich hinter die Weserlinie zurückziehen. Am 26. Juli 1757 kam es bei dem Dorf Hastenbeck in der Nähe Hamelns zu einer entscheidenden Schlacht, aus der die Franzosen als Sieger hervorgingen. Danach zog sich die Observationsarmee, von den Franzosen verfolgt, über die Weser in Richtung der Festung Stade zurück. In die Enge getrieben wandte sich Cumberland mit einem Gesuch um Waffenstillstand an den Oberbefehlshaber der französischen Armee, den Marschall Herzog von Richelieu.

Der von Richelieu diktierte Text der Konvention nebst den in Separatartikeln zusammengefassten Verbesserungswünschen Cumberlands wurde von diesem am 9. September in Bremervörde, von dem Marschall am 8. und 10. September 1757 in seinem Hauptquartier Kloster Zeven unterzeichnet. Damit wurden die Feindseligkeiten binnen 24 Stunden eingestellt. Der Teil der Armee des Herzogs von Cumberland, der keinen Platz in der Garnison Stade fand, sollte mit dem Herzog über die Elbe gehen, während sich die Kontingente der anderen deutschen Fürsten auflösen sollten.

Mit der Neutralitätserklärung Cumberlands fielen Hannover, Hessen, Braunschweig und Schaumburg-Lippe in die Hände der Franzosen. Der britische König und hannoversche Kurfürst Georg II. akzeptierte die Konvention von Zeven nicht, entzog seinem Sohn das Kommando über die Armee und wartete auf eine günstige Gelegenheit, trotz der verzweifelten Lage die Kriegsanstrengungen wieder aufzunehmen. Nachdem die Preußen am 5. November 1757 in der Schlacht bei Roßbach die Franzosen und die vereinten Reichstruppen geschlagen hatten, einigten sich Georg II. und Friedrich der Große darauf, den in preußischen Diensten stehenden Herzog Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg zum neuen Befehlshaber der alliierten britisch-hannoverschen Armee zu machen. Ihm gelang es im Frühjahr 1758 die besetzten Länder zu befreien und die Franzosen zurückzudrängen. Bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges sollte er fast immer Sieger über das weit stärkere französische Heer bleiben.


 
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