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Aus den Magazinen des Landesarchivs (März 2017)
Katholiken in der Diaspora -- Gründung einer katholischen Kirchengemeinde in Aurich (1849) (NLA Aurich Rep. 15 Nr.12458)
Wie in vielen norddeutschen Ländern verschwanden auch in Ostfriesland die Katholiken nach der Reformation völlig aus dem öffentlichen Raum. Erst die Zuwanderung armer Arbeiter aus dem Münsterland und dem Emsland oder Soldaten, die während des 30jährigen Kriegs nach Ostfriesland kamen und blieben sowie gemischt-religiöse Ehen Adliger im 17. Jahrhundert führten zu einer erneuten Ausbreitung der Katholiken in Ostfriesland. Doch die Zahlen blieben gering, in der Stadt Aurich und dem umliegenden Amt zählte man noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts nur etwas über 70 Katholiken.
Viele Jahre erschwerte das Emder Konkordat von 1599 die Lage der Katholiken zusätzlich. Dieser Vertrag zwischen den Ständen und Graf Enno III. von Ostfriesland gestattete in jeder Gemeinde nur die Existenz einer einzigen Religion, nämlich der reformierten oder der lutherischen. Als mit der preußischen Herrschaft 1744 auch in Ostfriesland das Recht auf freie Religionsausübung hätte Einzug halten können und es tatsächlich vereinzelt katholische Kirchenbauten gab, zog man dieses Konkordat gelegentlich als Argument heran, um die Errichtung katholischer Gemeinden zu verhindern. Erst die Bundesakte vom 8. Juni 1815 beendete diesen Zustand.
Die Katholiken in Aurich stellten seit 1840 mehrere Gesuche, eine eigene Gemeinde errichten zu dürfen. Doch diese Bitten wurden in den vom Magistrat der Stadt Aurich verfassten Stellungnahmen immer mit den gleichen Argumenten abgelehnt. Die Zahl der Katholiken sei zwar ausreichend, doch es handele sich dabei um unvermögende Gewerbetreibende und Arme, die nicht in der Lage wären, für Kirche und Priester aufzukommen. 1849 kam es trotz erneuter Ablehnung (siehe Quelle) zur Errichtung einer Kapelle in Aurich auf einem eigens vom Weihbischof von Osnabrück einige Jahre zuvor für diesen Zweck erworbenem Grundstück. Gleichwohl blieben die Auricher Katholiken weiterhin Pfarrkinder der Emder katholischen Gemeinde. Erst im Jahre 1955 erhielt die Kuratie Aurich den Status einer Pfarrei.