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Aus den Magazinen des Landesarchivs (November 2017)

Informationsblatt der Niedersächsischen Landesregierung über die Planung einer „Entsorgungsanlage“ in Gorleben (1977) (NLA Hannover Nds. 52 Acc. 54/91 Nr. 92 Bl. 19)


Auf Anfrage des Bundes benannte die Niedersächsische Landesregierung im Februar 1977 den vorläufigen Standort für ein „Nukleares Entsorgungszentrum“: Gorleben im Landkreis Lüchow-Dannenberg, im dünn besiedelten Wendland nahe der innerdeutschen Grenze. Im Vorjahr hatte sich der Bundestag einstimmig für die Nutzung der „Kernenergie“ (die Gegner nannten es „Atomkraft“) ausgesprochen. Diese energiepolitische Richtungsentscheidung war von Anfang an heftig umstritten. Gravierende Auseinandersetzungen drehten sich um die Risiken sowohl des Betriebes der Kraftwerke als auch besonders der „Entsorgung“ des radioaktiven Abfalls.

Während die Bundesregierung die Standortprüfung zügig erledigt sehen wollte, setzte der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht auf Zeit. Sein Porträtfoto nimmt allein die Hälfte des in dieser Frühphase entstandenen Informationsblattes ein. Der kurze Text betont die Offenheit und Öffentlichkeit des Verfahrens sowie die bedächtige Herangehensweise („zwei bis drei Jahre“). Dem Anfang 1976 überraschend ins Amt gelangten Albrecht wurde deswegen aus der SPD-geführten Bundesregierung eine opportunistische Verzögerungstaktik mit Blick auf die im nächsten Jahr anstehende Landtagswahl vorgeworfen.

Trotz der Differenzen arbeiteten Bundes- und Landesregierung bei der Informations- und Pressearbeit allmählich enger zusammen. Die politische „Sprengkraft“ des Vorhabens war stärker als der parteipolitische Disput. Die Landtagswahl im Juni 1978 bestätigte Albrecht im Amt; im Februar 1979 schlossen Bund und Land eine Vereinbarung über die gemeinsame Information der Öffentlichkeit. Akten der Pressestelle der Niedersächsischen Landesregierung mit Mustern verschiedener Flugblätter überliefern die Details und erinnern 40 Jahre später an weiterhin aktuelle Probleme.

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