Hier finden Sie früher vorgestellte Archivalien.
Aus den Magazinen des Landesarchivs (August 2017)
Liste der in der St. Lamberti-Kirche in Oldenburg Begrabenen aus dem Jahre 1655 (NLA Oldenburg Best. 20-19 Nr. 255)
Die Lambertikirche in Oldenburg war die Pfarrkirche der Residenzstadt und bis zur Reformation zugleich Kollegiatstift. Wie alle Pfarrkirchen diente auch St. Lamberti im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit als Grablege für Privilegierte und Menschen, die es sich leisten konnten, nahe an einem heiligen Ort begraben zu werden. Das Oldenburger Grafenhaus hatte bis ins 15. Jahrhundert hinein mehrere Grablegen, was keineswegs ungewöhnlich für niedersächsische Adelsgeschlechter war. Rastede war das älteste Hauskloster der Oldenburger, hier sollen die legendären Vorfahren des Grafengeschlechts, Graf Huno und seine Familie, ihre letzte Ruhe gefunden haben. Möglicherweise wurde auch die Alexanderkirche in Wildeshausen genutzt, mit Sicherheit die Kirche der Zisterzienser in Hude und das Kollegiatstift in Delmenhorst.
Ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert aber setzte sich St. Lamberti als Grablege des Grafenhauses durch. Die Aufzählung der im Chor begrabenen Mitglieder beginnt mit der Gräfin Adelheid aus dem Hause Tecklenburg, der Gemahlin des berüchtigten Grafen Gerd von Oldenburg, dem Bruder des ersten Oldenburgers auf dem dänischen Thron, also Christians I. Unter dem Chor von St. Lamberti lagen auch die Überreste von Graf Anton I. und seinem Bruder Christoph, die für die Einführung der Reformation in der Grafschaft verantwortlich zeichneten. Augenblicklich werden in der Universität Göttingen die in einem Sammelsarg vorhandenen menschlichen Gebeine untersucht. Ein niederländischer Forscher hat Anhaltspunkte dafür, dass in St. Lamberti Graf Adolf von Nassau, der niederländische Freiheitsheld, seit 1568 begraben sein könnte. In der abgebildeten Liste dieser freilich nicht erwähnt. Man darf gespannt sein.