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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Dezember 2017)

Briefwechsel zwischen Edzard Mauritz zu Inn- und Knyphausen (1748-1824) und Sophie Juliane von Closter (1757-1793) (1779/1793), NLA AU Dep. 4 VIII Nr. 6 und Nr. 7


Eheschließungen innerhalb des Adels beruhten nicht auf Gefühlen, sondern auf finanziellem und politischem Kalkül. Erst mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert wurde die ständische Gesellschaft einer kritischen Überprüfung unterzogen, Konventionen und Autoritäten hinterfragt. Vor diesem gesellschaftlichen Wandel konnte sich Edzard Mauritz, später Graf zu Inn- und Knyphausen hartnäckig den Heiratsplänen seines Vaters entgegenstellen und seinem Herz folgen.

Als 1777 Edzard Mauritz die zwölf Jahre jüngere Sophie Juliane von Closter kennenlernte, war es wohl Liebe auf den ersten Blick. Besonders Edzard verfällt in seinen Briefen an Sophie in eine romantische Sprache der Empfindsamkeit, schwärmerisch und gefühlbetont. Oft sind den ersten Briefen auch selbstgemalte Miniaturen und Gedichte beigelegt. Allerdings mussten sie noch vier Jahre warten, ehe sie auf Schloss Lütetsburg heiraten konnten, denn Carl Philipp Freiherr zu Inn- und Knyphausen wollte für seinen Sohn eine lukrative Ehe arrangieren. Der Familienbesitz Herrlichkeit Lütetsburg war an den älteren Sohn vergeben worden, und Edzard verfügte in seiner Position als Administrator der Ostfriesischen Landschaft nicht über ein Einkommen, das ihm einen standesgemäßen Lebensstil hätte sichern können. Er blieb von den finanziellen Zuwendungen des Vaters abhängig, keine gute Grundlage für ein harmonisches Vater-Sohn-Verhältnis. Weniger Standeskriterien sprachen gegen eine Verbindung, denn Sophie stammte aus einer der angesehensten, allerdings nicht sonderlich begüterten Adelsfamilien Ostfrieslands, sondern die Aussicht auf eine nur geringe Mitgift. Edzard hätte es womöglich auch auf einen endgültigen Bruch mit dem Vater ankommen lassen und einen gesellschaftlichen Abstieg riskiert - wenn dieser nicht letztlich doch noch nachgegeben hätte.

Das Ehepaar setzte nach der Heirat 1781 seine Korrespondenz fort, insgesamt sind weit über 300 Briefe im Depositum der Grafen zu Inn- und Knyphausen überliefert. Nicht nur dass sie von dem innigen Verhältnis der Briefpartner zeugen, sie sind darüber hinaus hervorragende sozial- und alltagsgeschichtliche Quellen für das adelige und bürgerliche Leben nicht nur in Ostfriesland Ende des 18. Jahrhunderts.

Literatur:

Rolf Uphoff: Eine adelige Romanze, in: Ostfreesland - Kalender für Jedermann, 2000, S. 192-203

 
 
 
 
 
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