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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Mai 2016)

Die Bevölkerungs- und Sozialstruktur der Stadt Osnabrück am Ende des 18. Jahrhunderts (1793) (NLA - Osnabrück - Dep 3 b I Nr. 770)


NLA OS Dep. 3 b I Nr. 770

Im ausgehenden 18. Jahrhundert, kurz vor Ende des Alten Reichs, zählte die Stadt Osnabrück 8290 Einwohner. Um zu analysieren, in welchen Verhältnissen die Bewohner der Stadt gelebt haben, bedarf es einer historischen Quelle, die eine Fülle von vergleichbaren Informationen liefert.

Die in Schatzungs- und Steuerlisten vermerkten Angaben bieten vielfältige Auswertungsmöglichkeiten im Hinblick auf die regionale Wirtschafts- und Sozialgeschichte. So können anhand der überlieferten Kriegssteuerregister der Stadt Osnabrück für das 18. Jahrhundert insbesondere die Bevölkerungszahl, die Haushaltsgrößen, die Berufsgruppenstruktur, die Vermögensverhältnisse, das Steueraufkommen sowie die Zahlungsfähigkeit und –unfähigkeit der Osnabrücker Bürger ermittelt und erforscht werden. Ebenso dienen sie als spannende Quelle für die Familienforschung und gehören daher zu den am häufigsten genutzten Archivalien des Alten Reiches.

Bei dem hier präsentierten Reichsdefensionssteuerregister aus dem Jahr 1793 handelt es sich um die Erhebung einer außerordentlichen Reichssteuer, die im Rahmen der europäischen Koalitionskriege gegen Frankreich von Kaiser Franz II. und den deutschen Fürsten beschlossen wurde.

Die Besonderheit dieses Steuerregisters liegt darin, dass Rückschlüsse über die gesamte Bewohnerschaft der Stadt gezogen werden können. Denn im Gegensatz zu vorherigen Steuererhebungen wurden alle Einwohner der Stadt zur Steuer veranlagt, selbst die exemten Gruppen, die normalerweise von der Besteuerung ausgenommen waren (landesherrliche Bedienstete, Geistliche und Adelige).

Anhand der Höhe der Besteuerung lassen sich tendenzielle Einordnungen über Wohlstand und Armut der Bewohner machen. Beispielhaft sei hier die „Große Straße“, heute zentrale Einkaufsstraße der Stadt Osnabrück, genannt. Diese war bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert repräsentativ für den bürgerlichen Wohlstand der Stadt, wohingegen in der angrenzenden Straße „Schützenhof und auf dem grünen Brinke“ ärmere Schichten ansässig waren. Begünstigt durch ihre exponierte Lage zum Südtor bildete die „Große Straße“ bereits damals eine der Hauptachsen durch die Stadt Osnabrück. Die Entwicklung zur Geschäftsstraße lässt sich aufgrund der günstigen Lage und anhand der Informationen aus dem Steuerregister bereits erahnen, befand sich Ende des 18. Jahrhunderts jedoch erst in den Anfängen.

NLA OS Dep. 3 b I Nr. 770  
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