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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Dezember 2015)
Testament der Elisabeth von Ungnad, Gräfin von Weißenwolff und Mätresse des Grafen Anton Günther von Oldenburg (1664) (NLA - Oldenburg - Best. 20-3 Nr. 1317)
Elisabeth von Ungnad stammt aus einer evangelischen, niederadeligen Familie aus Böhmen, die – durch den Dreißigjährigen Krieg vertrieben – im Nordwesten des Reiches strandete. Graf Anton Günther verliebte sich in die junge Frau und zeugte mit ihr einen Sohn, Anton von Aldenburg, den er später mit den nötigen Titeln und Besitztümern versorgte. 1635 heiratete der 51jährige Anton Günther Sophia Katharina von Holstein-Sonderburg, eine 18jährige Verwandte aus der oldenburgischen Dynastie, doch die Ehe blieb kinderlos.
Elisabeth von Ungnad vermachte ihren Besitz in Gänze ihrem Sohn Anton. Ausgenommen waren eine Geldsumme von 8000 Reichstalern, die ihren beiden ältesten Enkelinnen zugute kommen sollte, und ein Bauernhof in Hatten, der ihrem leibeigenen dunkelhäutigem Diener („schwartzen Moren“) Sebastian zur lebenslangen Nutzung überlassen wurde. Elisabeth setzte das Testament in Bremen auf und ließ es durch den dortigen Syndikus Johannes Wachmann beglaubigen. Ob sich hier Misstrauen gegenüber ihrem ehemaligen Geliebten ausdrückte, wäre eine interessante Fragestellung: Bremen war der politische Hauptgegner Graf Anton Günthers, die oldenburgischen Grafschaften und die Hansestadt bewegten sich über Jahrzehnte wegen des Weserzolls am Rande eines Krieges.