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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Juli 2015)
Bericht des hannoverschen Generals von Alten über die Schlacht von Waterloo (1815) (NLA - Hannover - Karten 103 e/13 pk)
Da die europäischen Großmächte bereits am 25. März 1815 beschlossen hatten, gegen den aus dem Exil zurückgekehrten Napoleon eine Streitmacht von ca. 700.000 Mann zu mobilisieren, entschied sich der Kaiser der Franzosen zu einem militärischen Präventivschlag gegen die Alliierten. Nur Großbritannien-Hannover, Preußen, das Königreich der Vereinigten Niederlande und einige kleinere deutsche Staaten waren zunächst in der Lage, der vorrückenden französischen Armee eigene Truppen entgegenzustellen.
Die Entscheidung fiel im südlichen Teil der Vereinigten Niederlande, im heutigen Belgien. Nachdem die beiden Gefechte bei Quatre-Bras und Ligny am 16. Juni 1815 Napoleon zunächst kleinere strategische Erfolge gebracht hatten, scheiterten zwei Tage später die französischen Angriffsbemühungen gegen die alliierten Verteidigungsstellungen in der Nähe des ca. 15 km südlich von Brüssel gelegenen Dorfes Waterloo völlig.
Das Zentrum der alliierten Stellungen zwischen den Dörfern La Haye Sainte und Hougoumont hatte die aus britischen und hannoverschen Einheiten bestehende 3. britische Division unter dem Kommando des hannoverschen Generals Carl von Alten eingenommen. Zwei Tage nach der Schlacht, am 20. Juni 1815, diktierte von Alten einen Bericht über die Schlacht für Herzog Adolf Friedrich von Cambridge, den dieser an seinen Bruder, den Prinzregenten Georg, weiterleiten sollte.
Als Anlage zu dem Bericht hatte der Major Kuntze eine Zeichnung angefertigt, bei der es sich wohl um die älteste Darstellung der Schlacht handelt. Von Alten hat die Schlacht zunächst nach dem Dorf, vor dem seine Division in Stellung gegangen war, als „Bataille de Mont St. Jean“ bezeichnet. Rasch setzte sich aber die von den Briten gewählte Bezeichnung „Waterloo“ auch bei den Hannoveranern durch.
Details über die Aufstellung der französischen Armee waren von Alten noch ganz unbekannt; er konnte dem Major Kuntze nur vorgeben, an welchen Stellen französische Vorstösse gegen die britisch-hannoverschen Linien erfolgt waren und aus welchen Richtungen französisches Artilleriefeuer beobachtet worden war.
Die schwere Niederlage der Franzosen bei Waterloo beendete die sogenannte „Herrschaft der hundert Tage“ Napoleons, der am 22. Juni 1815 als Kaiser der Franzosen endgültig abdankte.