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Aus den Magazinen des Landesarchivs (März 2014)
Das gezeigte, aber nie erreichte Glück des Herzogs Anton Ulrich (1633-1714) (NLA - Wolfenbüttel - Bibl. M 1350 S. 15)
Als die Schriftstellerin Marion Poschmann 2013 den Wilhelm-Raabe-Preis der Stadt Braunschweig erhielt, überraschte sie das Publikum mit der Erklärung, Wilhelm Raabe sei ihr natürlich bekannt, bei Braunschweig und Literatur habe sie jedoch zuerst an Herzog Anton Ulrich zu Braunschweig und Lüneburg gedacht. Die Romane des Herzogs zählen zu den wichtigsten Werken der deutschen Barockliteratur und beeindrucken allein durch ihren Umfang. Die bekannte „Römische Octavia“ zählt in der ersten Fassung gegen 7000 Seiten. Spätere Fassungen knüpften weitere Handlungen ein, ohne den Roman abzuschließen. Die raschen Handlungsfolgen, die zahllosen Personen, die Imaginationen und Täuschungen spiegeln das barocke Hofleben. Und das sehr konkret. Der Herzog verarbeitete Geschichten, die er hörte oder selbst erlebte. Die Affäre der Prinzessin von Ahlden z. B. gleich zwei Mal. Seine eigene Biografie verschlüsselte er in der Geschichte des Corillus. Er stellte sie unter das Motto: „Das gezeigte, aber nie erreichte Glück“ – und schildert darin seine Anstrengungen, an die Regierung zu gelangen und sie – allen Widrigkeiten zum Trotz – glanzvoll auszuüben. Die Unbeständigkeit des Glückes überwand er erst durch seine Konversion (im Roman: zum Christentum, in der Realität: zum römisch-katholischen Glauben). So jedenfalls stellte er es dar.
Herzog Anton Ulrich zu Braunschweig und Lüneburg starb am 27. März 1714 in seinem Schloss Salzdahlum bei Wolfenbüttel. Die Manuskripte seiner Werke liegen zu guten Teilen im Standort Wolfenbüttel des Niedersächsischen Landesarchivs (1 Alt 22 Nr. 304-420). Dort werden auch die zugehörigen Drucke verwahrt. – Der Kupferstich (M 1350) zeigt, wie Gestriblindus [Herzog Rudolf August] Corillus [Anton Ulrich] zum Mitregenten annimmt.
Abb.: NLA-WF Dienstbibliothek M 1350 (S. 15)