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Aus den Magazinen des Landesarchivs (Mai 2011)

Der Osterhusische Akkord vom 21. Mai 1611 (Staatsarchiv Aurich, Rep. 1 Nr. 204)


StA Aurich, Rep. 1 Nr. 204  

Der Schock saß tief, als am 13. September 1609 Soldaten der Garnison Emden nach dreitägiger Belagerung in die Auricher Residenz des Grafen Enno III. einfielen, die dort untergebrachte gräfliche Registratur plünderten und zahlreiche Kisten mit Urkunden und Akten fortschleppten. Der Überfall war ein planmäßig ausgeführtes Unternehmen der Stadt Emden in ihrem Kampf gegen den Landesherrn, um Enno III. eine Konspiration mit dem König von Spanien nachzuweisen.

Der Vorfall bewies, dass die bisher zwischen den Landständen und der Landesherrschaft geschlossenen Verträge und Abmachungen zu keinem wirklichen Ausgleich zwischen den ständischen und gräflichen Interessen geführt hatten.

Insbesondere die Niederlande, die sich als Garantiemacht verstanden, sahen sich zum Eingreifen gezwungen. Unter niederländischer Vermittlung kam es zu Verhandlungen, die in einen Landesvertrag mündeten, der in Osterhusen bei Hinte unterzeichnet wurde.

Der Osterhusische Akkord bestätigte nicht nur alle bisherigen Festlegungen zwischen den Landständen und der Landesherrschaft, sondern relativierte die landesherrliche Gerichtsbarkeit und beließ den Ständen weitgehend freie Hand im Steuerwesen. Auch wenn der Osterhusische Akkord zumeist als Niederlage des Landesherrn interpretiert wird, konnte die Stadt Emden ihre Maximalziele ebenfalls nicht erreichen. Ihre Versuche, Ostfriesland in einen republikanischen Ständestaat umzuwandeln oder Emden zumindest aus dem territorialen Gefüge der Grafschaft herauszulösen, waren gescheitert. Letztlich brachte der Osterhusische Akkord für Ostfriesland ein Ende des „dynamischen Zeitalters seiner Ständekämpfe“.

Gleichzeitig sahen sich auch die Niederlande gezwungen, ihre eigene Hegemonialposition in Ostfriesland zu verstärken und den politischen Handlungsspielraum der ostfriesischen Parteien einzuschränken. Der unmittelbare Einfluss der Generalstaaten zeigt sich nicht zuletzt darin, dass der Akkord in niederländischer Sprache abgefasst ist und die Unterschriften der Vermittler neben der des Grafen stehen. Tatsächlich besiegelte der Akkord auch den künftigen politischen Status Ostfrieslands als eines Satellitenstaates der Niederländischen Republik.

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