Welfisches Hausarchiv bis 1918 frei benutzbar

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Das welfische Hausarchiv ist wohl das bedeutendste private Depositum (lateinisch „Hinterlegtes“) der Abteilung Hannover des Landesarchivs mit großer Bedeutung für die Landesgeschichte. Bis 1866 stellte die Familie die Kurfürsten bzw. Könige von Hannover, von 1913 bis 1918 die Herzöge von Braunschweig. Für die Benutzung aller Archivalien des Hausarchivs bis zum neuen Grenzjahr 1918 gelten jetzt die Bedingungen des Niedersächsischen Archivgesetzes, eine Genehmigung der Benutzung durch den Eigentümer ist nicht mehr erforderlich.

Das Depositum besteht aus zahlreichen, historisch gewachsenen Teilbeständen. Dep. 84 enthält Archivalien, die 1867 aufgrund eines Vertrages zwischen dem Haus Hannover und dem preußischen Staat als private Unterlagen aus staatlichen Beständen ausgesondert wurden. Für diesen Bestand besteht seit 1957 ein Depositalvertrag. Dep. 103 mit den 40 Teilbeständen I-XL enthält Unterlagen, die in der Verwaltung des Hauses entstanden sind und die 1973 mit Depositalvertrag in das Landesarchiv aufgenommen wurden.

Eine Benutzung der Archivalien des Hausarchivs, wie auch die Einsicht in die Findmittel der Bestände, bedurfte bislang generell der Genehmigung durch den Prinzen von Hannover als Eigentümer der Archivalien. Für die Benutzung ergab sich dadurch ein erheblicher zeitlicher Aufwand, auch wenn die Genehmigungen in der Regel zügig erteilt wurden: Zunächst musste ein Antrag auf Einsicht in die Findmittel gestellt und dessen Genehmigung abgewartet werden, bevor überhaupt ein Antrag auf Einsicht in bestimmte Archivalien gestellt werden konnte. Seit 2016 sind die Findmittel, die Archivalien ohne Schutzfrist betreffen, frei über das Archivinformationssystem Arcinsys recherchierbar. Seit dem Sommer 2023 besteht nun für die Benutzung der Archivalien selbst eine Grenzjahrregelung: Alle Archivalien bis zum Grenzjahr 1918 sind nach den Regelungen des Niedersächsischen Archivgesetzes benutzbar. Bei jüngeren Archivalien ist weiterhin eine Genehmigung des Eigentümers für eine Benutzung erforderlich. Damit sind die für die hannoversche und braunschweigische Landesgeschichte besonders bedeutenden Archivalien frei zugänglich und über Arcinsys direkt für die Einsichtnahme bestellbar. Sie reichen von 1431 (als jüngere Abschrift) bis 1918.

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Parallel dazu konnte ein wichtiger Neuzugang des Hausarchivs erschlossen und damit für die Benutzung bereitgestellt werden: das seit 2018 übernommene archivwürdige Schriftgut aus der Altregistratur der Obersten Verwaltung des Gesamthauses Braunschweig-Lüneburg auf der Marienburg (Dep. 103 XL).

Da das Depositum über einen längeren Zeitraum entstanden ist und auch den Ordnungszustand der welfischen Verwaltung abbildet beziehungsweise belässt, bestehen nebeneinander zeitlich abgegrenzte Teilbestände ebenso wie spezielle Bereiche des Hofstaats, etwa der Generalordenskommission, oder funktional abgegrenzte Teilbestände wie Korrespondenzen oder Karten.

Die Teilbestände Dep. 103 V-XIV stellen mit ihrer Spiegelung der Ministerialbestände eine wichtige Ersatzüberlieferung für die weitgehend kriegszerstörte staatliche Überlieferung des Königreichs Hannover dar. Als solche waren sie auch bisher schon von der Genehmigungspflicht ausgenommen. Weitere bedeutende Themenbereiche, für die im Depositum Informationen gefunden werden können, sind beispielsweise die Sukzession auf den englischen Thron, der Schlossbezirk Herrenhausen mit den Gärten oder die Marienburg, für die die wesentliche Überlieferung seit der letzten Übernahme ebenfalls im Landesarchiv anzutreffen ist.