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Schwieriger Umgang mit der Erinnerungskultur

Eine mit dem Schülerpreis für ostfriesische Kultur und Geschichte prämierte Schülerarbeit befasst sich mit dem Totengedenken am Ubbo-Emmius-Gymnasium in Leer


Im historischen Ständesaal erhielt Jann Keno Grundmann die Auszeichnung. Mit ihm freuten sich Landschaftspräsident Rico Mecklenburg, Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger und Archivdirektor Dr. Michael Hermann Bildrechte: Ostfriesische Landschaft
Im historischen Ständesaal erhielt Jann Keno Grundmann die Auszeichnung. Mit ihm freuten sich Landschaftspräsident Rico Mecklenburg, Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger und Archivdirektor Dr. Michael Hermann (v. l.).
Der Preisträger Jann Keno Grundmann Bildrechte: Ostfriesische Landschaft
Der Preisträger Jann Keno Grundmann

Es habe sich um „eine formal vorbildliche, propädeutische wissenschaftliche Standards erfüllende, neue Erkenntnisse bringende und zugleich sehr engagierte Arbeit“ gehandelt, erklärte Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger in seiner Laudatio am 1. Dezember 2021anlässlich der Preisverleihung des Schülerpreises für ostfriesische Kultur und Geschichte, der alljährlich von der Ostfriesischen Landschaft und der Abteilung Aurich des Niedersächsischen Landesarchivs verliehen wird. Und augenzwinkernd fügte er hinzu: „Lesenswert war die Arbeit darüber hinaus auch noch.“

Die uneingeschränkt positive Einschätzung galt der Seminararbeit von Jann Keno Grundmann, Schüler des Ubbo-Emmius-Gymnasiums in Leer, in der er sich mit der „Erinnerungskultur am Ubbo-Emmius-Gymnasium Leer: Gedenken an die Gefallenen beider Weltkriege“ befasste. Im Mittelpunkt dieser Arbeit standen zwei unterschiedliche Erinnerungsobjekte: Eine aus sechs massiven Eichenholz-Bohlen zusammengesetzte „Ehrentafel“, in die die 147 Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Schüler und Lehrer des Gymnasiums geritzt worden waren und die 1923 nach einer feierlichen Zeremonie ihren Platz an zentraler Stelle in der Aula erhalten hatte. Und um die sogenannten „Ehrenbücher“ – zwei Ringbücher mit dunkelbraunem Ledereinband, in denen in alphabetischer Reihenfolge die Namen aller im Zweiten Weltkrieg gefallenen und vermissten Mitschüler aufgelistet wurden und die 1959 vom Verein ehemaliger Schüler gestiftet worden waren.

Grundmann untersucht nicht nur die Entstehungszusammenhänge beider Erinnerungsstücke, sondern weist auch darauf hin, dass beide Objekte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Schulalltag nicht mehr präsent waren, da sie in Abstellräumen der Schule – im Keller und auf dem Dachboden – verschwanden. Damit verbindet er, wie es in Dr. Stengers Laudatio weiter hieß, einen politisch-moralischen „Schlussappell für einen in Zukunft angemessenen Umgang mit den Erinnerungsobjekten im Sinne einer demokratischen und pazifistischen Gedenkkultur am Ubbo-Emmius-Gymnasium“.

Der mit 500.- € Preisgeld dotierte Schülerpreis für ostfriesische Kultur und Geschichte wurde in diesem Jahr zum 12. Mal vergeben. Insgesamt waren in diesem Jahr nur vier Schülerarbeiten eingereicht worden, die sich – wie die Jury jedoch anerkennen musste –durch ein ungewöhnlich hohes Niveau auszeichneten. Die Preisverleihung fand unter Einhaltung der geltenden Corona-Regeln im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft statt. Die Seminararbeit des Preisträgers ist hier abrufbar.

Eichenholz-"Ehrentafel"-Teile auf einem Dachboden
Aus der prämierten Schülerarbeit: die bisherige Lagerung der “Ehrentafel" im Gymnasium
Ringbuch mit dunkelbraunem Ledereinband
Aus der prämierten Schülerarbeit: das “Ehrenbuch”
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