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„Hofbibliothek“ der Marienburg kehrt nach Niedersachsen zurück

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Friederike Bock, Stiftung Schloss Marienburg, Prof. Dr. Markus Hilgert, Kulturstiftung der Länder, Dr. Sabine Graf, Niedersächsisches Landesarchiv, Falko Mohrs, Nds. Minister für Wissenschaft und Kultur, Anne May, Gottfried Wilhelm Leibniz-Bibliothek

Einst verlorene Teile des mit der Marienburg verbundenen Kulturerbes sind zurück in Niedersachsen: Die Stiftung Schloss Marienburg, das Niedersächsische Landesarchiv und die Gottfried Wilhelm Leibniz-Bibliothek (GWLB) haben mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) sowie der Stiftung Niedersachsen für insgesamt rund 100.000 Euro die sogenannte Hofbibliothek der Marienburg zurückerworben. „Die Handschriften und historischen Drucke sind als Kollektion ein wichtiger Bestandteil des nationalen kulturellen Erbes“, so Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs. „Ich freue mich sehr, dass der Rückkauf der Hofbibliothek mit zum Teil spektakulären Einzelstücken gelungen ist. Das ist der bisher größte Erfolg des Projekts ‚Marienburg 2030‘, mit dem das Schloss als national bedeutender Kulturschatz nachhaltig für die Öffentlichkeit erschlossen, erhalten und präsentiert werden soll.“

Die nun zurückerworbene Hofbibliothek hatte ein Londoner Antiquar vor knapp 25 Jahren gekauft. Im Rahmen von dessen Geschäftsaufgabe kamen die Stücke ins Bostoner Großantiquariat Ars Libri. Auch durch ein sehr großzügiges Entgegenkommen von Ars Libri gelang es, den gesamten Bestand für das Land Niedersachsen zu sichern. Von den Gesamtkosten von rund 100.000 Euro steuerte die Kulturstiftung der Länder etwa die Hälfte bei. 24.000 Euro kamen von der Stiftung Niedersachsen, der Rest wurde aus Museums- und Bibliotheksmitteln des MWK finanziert.

Bei einer Pressekonferenz im Außenmagazin Pattensen des Niedersächsischen Landesarchivs wurden die insgesamt über 500 handschriftlichen Aufzeichnungen und Bücher nun der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Manuskripte stammen von Angehörigen des europäischen Hochadels, von Rechtsgelehrten, Historikern, Schriftstellern, Pastoren und Musikern. Ferner befinden sich darunter viele handgeschriebene Briefe, Texte, Zeichnungen, Reisetagebücher und Alben von zahlreichen Mitgliedern der hannoverschen Welfenfamilie, etwa des letzten hannoverschen Kronprinzen Ernst August, der britisch-hannoverschen Könige Georg III. und Georg IV. sowie des letzten hannoverschen Königs Georg V., aber auch der Königinnen Friederike (1778-1841, Schwester der Königin Luise von Preußen) und Marie (1818-1907), Bauherrin der Marienburg.

Einen besonderen Schwerpunkt der Sammlung bilden handschriftliche Ausarbeitungen verschiedener Autoren zur hannoverschen Militärgeschichte und diverse Aufzeichnungen zur „King’s German Legion“, einer Militäreinheit, die in den napoleonischen Kriegen unter britischer Flagge kämpfte, aber fast ausschließlich aus deutschen beziehungsweise überwiegend aus hannoverschen Soldaten bestand. Eine Besonderheit stellen auch die Manuskripte der Vorlesungen von Wilhelm Eduard Albrecht dar, dem Begründer der dogmatischen Rechtsgeschichte und einer der Göttinger Sieben von 1837.

Unter den gesammelten Manuskripten sind zahlreiche Stücke, die für die Geschichte des Welfenhauses, seiner Besitzungen und seiner Sammlungen von großem Wert sind. Sie gewähren vertiefende Einblicke zu einzelnen Personen und zu familiären Verbindungen des europäischen Hochadels bis hin zur allgemeinen europäischen Politikgeschichte. Ein großer Teil der Manuskripte geht inhaltlich weit über die Geschichte des Welfenhauses hinaus und stellt für die allgemeine landes- und militärgeschichtliche Forschung einen bedeutenden Zuwachs dar.

Das zum Bestand gehörige Konvolut historischer Druckwerke stammt ebenfalls aus den Privatbibliotheken der Welfen auf der Marienburg. Die Sammlung ist von einem erheblichen historischen Wert und schließt eine empfindliche Lücke im Bestand der GWLB. Der Bücherbestand umfasst 198 Werke, die sich vor allem neben der welfischen Familiengeschichte mit Militaria und Staatsverwaltung befassen. Im gesamten Bestand befinden sich zum Teil unikale oder sehr seltene Stücke.

Dr. Sabine Graf, Präsidentin des Niedersächsischen Landesarchivs: „Die Rückkehr dieser Sammlung nach Niedersachsen ist ein ausgesprochener Glücksfall. Ich danke daher der Kulturstiftung der Länder, der Stiftung Niedersachsen und dem MWK, dass sie die Mittel für den Erwerb dieser Kollektion bereitgestellt haben. Die handschriftlichen Aufzeichnungen decken inhaltlich ein breites Spektrum an Themen ab und stellen eine wichtige Ergänzung zu den im Niedersächsischen Landesarchiv vorhandenen Quellen dar. Es wird nun darauf ankommen, den Gesamtbestand inhaltlich zu erschließen, und ihn der Forschung und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
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