Die Elbe-Weser Region in der Schwedenzeit
Workshop zur Tiefenerschließung des schwedischen Regierungsarchivs in der Abteilung Stade erfolgreich durchgeführt
Es ist ohne Zweifel einer der wichtigsten Aktenbestände, die in der Abteilung Stade verwahrt werden: das Archiv der schwedischen Regierung der Herzogtümer Bremen und Verden aus den Jahren 1648-1712. In ihm lassen sich Quellen zur Diplomatie-, Wirtschafts-, Kirchen-, Alltagsgeschichte und vielen weiteren Forschungsfeldern auffinden; und diese Quellen sind dank der von der DFG geförderten und nunmehr abgeschlossenen Tiefenerschließung durch die Historikerin Dr. Beate-Christine Fiedler für breite Interessentengruppen in Arcinsys zugänglich.
Während der eine große Quellenkorpus zum außenpolitischen Handeln der schwedischen Regierung bereits im Februar 2018 Schwerpunkt einer internationalen Tagung war, diskutierten am Freitag, den 9. Juni, Archivare, Historiker und Heimatforscher aus der Elbe-Weser-Region über die lokalen und regionalen Auswirkungen der schwedischen Herrschaft. Nach der Begrüßung durch die Präsidentin des Niedersächsischen Landesarchivs, Dr. Sabine Graf, und einer einleitenden Moderation durch den Stader Abteilungsleiter Dr. Thomas Bardelle verdeutlichte Dr. Beate-Christine Fiedler in einem Vortrag die sich nun bietenden Möglichkeiten für die Geschichtswissenschaft. Sie verwies dabei unter anderem auf Desiderate in der Erforschung der Kirchen- und Klostergeschichte in der Schwedenzeit. Listen der Konventualinnen im Kloster Osterholz zeugen beispielsweise davon, wie viele Nonnen 1655 noch im Kloster Osterholz lebten. Ebenso berichtete Dr. Fiedler von beeindruckenden Zeugnissen französischer Glaubensflüchtlinge, die in Neuhaus an der Oste ein neues Zuhause finden sollten. Wieder andere Quellen dokumentieren die Schriftproben von Schülern an der sogenannten Deutschen Nebenschule für kleine Kinder in Bremen (siehe Abbildung unten rechts).
Bremen oder vielmehr das Verhältnis der Stadt Bremen zum Domstift, dass unter schwedischer Verwaltung stand, war nur ein Schwerpunkt der sich anschließenden Diskussion, die mit Statements von drei Experten eröffnet wurden. Dr. Hans-Eckhard Dannenberg vom Landschaftsverband Stade, Dr. Julia Kahleyß vom Stadtarchiv Bremerhaven und Prof. Dr. Konrad Elmshäuser vom Staatsarchiv Bremen setzten dabei unterschiedliche Schwerpunkte, hoben aber alle hervor, welchen tiefen Einblick in die Akten die neue Erschließung bietet. Wortbeiträge aus dem Plenum akzentuierten diese Möglichkeiten weitergehend, so beispielsweise im Feld der Rechtsgeschichte und der gut an der schwedischen Regierungszeit ablesbaren, langsamen Ablösung der Justiz von der Verwaltung.
Am Ende waren sich alle Teilnehmer einig, dass neben dem Schatz des eigentlichen Bestandes Rep. 5a nun ein zweiter, virtueller Schatz im Archiv zu heben ist: die Tiefenerschließung des Regierungsarchivs, das nun allen Regional- und Landeshistorikern sowie Heimat- und Familienforschern zur intensiven Recherche offensteht.