Justus Mösers „Intelligenzblätter“ - ONLINE
Das Niedersächsische Landesarchiv stellt die 1766 von Justus Möser publizierte erste Osnabrücker Zeitung, die „Osnabrückischen Intelligenzblätter“, in den Ausgaben von 1766 bis 1799 online und damit für jeden frei zugänglich bereit.
Ab dem 21.12.2020 sind über 8.000 Bilddateien der ersten in Osnabrück gedruckten Zeitung im Archivinformationssystem Arcinsys.Niedersachsen/Bremen frei zugänglich. Die von Justus Möser (1720 – 1794) gegründete und am 04.10.1766 publizierte Zeitung steht nun pünktlich zum 300. Geburtstag ihres Herausgebers vollständig und digital frei zur Verfügung.
Justus Möser und das Osnabrücker Intelligenzblatt
Justus Möser ist einerseits ein Repräsentant der „guten alten“ Ordnung. Diese Ordnung, so seine Überzeugung, bedurfte aber der Reformen, allerdings keiner Umstürze. Von der Französischen Revolution hielt er gar nichts. Im Vordergrund aller Entscheidungen sollte eines stehen: Das allgemeine Wohl. Durch Reformen sollten die Lebensgrundlagen der Menschen im Fürstbistum Osnabrück verbessert werden.
Um seine Überlegungen, Absichten und Vorschläge unters Volk zu bringen gründete Möser 1766 eine Zeitung, die wöchentlichen Osnabrückischen Intelligenzblätter, die der Verbesserung des Gemeinwesens dienen sollen. Dort geht es nicht nur um Literarisches, sondern hier geht es insbesondere um wirtschaftliche und politische Prozesse. Hier werden Vorschläge gemacht, was man verbessern kann und vor allen Dingen – wie!
Die journalistische Tätigkeit Mösers sorgt bei einigen seiner berühmten Zeitgenossen für Aufregung. Johann Gottfried Herder äußerte sich bereits 1772 über Mösers publizistische Unternehmungen enthusiastisch. In einer Rezension in Friedrich Nicolais „Allgemeiner deutscher Bibliothek“ nannte Herder die „Osnabrückischen Intelligenzblätter“ „das Vollkommenste Deutsche Nationalblatt“: „Und wo erwartet dies der Leser etwa? In Sachsen? in Berlin? in Göttingen? Nein – In Westphalen!“[1]
Die Überlieferung des Intelligenzblattes
Das Intelligenzblatt bestand in seinen Anfängen aus den „Wöchentlichen Osnabrückischen Anzeigen“, einem Teil amtlicher Mitteilungen und allerlei Texte zum „Nutzen und Vergnügen“. Dies spaltete sich bereits 1769 in zwei parallele Ausgaben auf: Den Anzeigen und den Nützlichen Beilagen, die 1773 in Westphälische Beiträge umbenannt wurden. Neben neuen Verordnungen, Marktpreisen und den Lotteriezahlen der Anzeigen, enthalten die Beilagen bzw. Beiträge u. a. Vorschläge zur Verbesserung der Agrarwirtschaft, eine Anleitung zur Impfung gegen Masern oder auch Zusammenfassungen von Justizfällen, die Vorlagen zu Kriminalromanen sein könnten.
Vom Lesesaal ins Digitale …
Die in der Abteilung Osnabrück des Niedersächsischen Landesarchiv überlieferten, selten alle Stücke eines Jahrgangs aufweisenden Bände, stammen aus zwei Überlieferungsreihen: einer städtischen und einer staatlichen. In den 1970er Jahren bannte man im Rahmen der Sicherungsverfilmung die Zeitung auf Mikrofilme und stellte diese den Nutzerinnen und Nutzern im Lesesaal anstelle der Originale zur Verfügung. Da man aber die einzelnen Bände nicht auf Vollständigkeit überprüft hatte, konnte in den letzten 40 Jahren keine lückenlose Überlieferung der Zeitung im Archiv eingesehen werden.
Mit der Erschließung der einzelnen Jahrgänge und dem Abgleich der Parallelüberlieferung wurden im Landesarchiv nun alle Ausgaben des Osnabrückischen Intelligenzblattes von 1766 bis 1799 digital zusammengeführt und können jetzt online in Arcinsys im Zeitungsbestand (NLA OS Slg 100 I) als „Gesamtausgabe“ eingesehen und heruntergeladen werden.
[1] Zitiert nach: Renate Stauf, Justus Mösers Konzept einer deutschen Nationalidentität: Mit einem Ausblick auf Goethe, 2012, S. 217.