Das DFG-Projekt „Digitalisierung und Erschließung der Stammbuchsammlung des Niedersächsischen Landesarchivs – Abteilung Wolfenbüttel“ hat begonnen
Am 1. März 2021 hat das Projekt „Digitalisierung und Erschließung der Stammbuchsammlung des Niedersächsischen Landesarchivs – Abteilung Wolfenbüttel“ begonnen. Es wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und ist aktuell eines von drei DFG-Projekten des Niedersächsischen Landesarchivs. In den kommenden zwei Jahren sollen unter Bearbeitung von Dr. Magnus Ulrich Ferber und archivfachlicher Leitung von Dr. Philip Haas über 300 Stammbücher einer Einzelblatterschließung unterzogen und mit hochauflösenden Farbdigitalisaten verknüpft werden.
Stammbücher entstanden im 16. Jahrhundert aus Widmungs- und Autografensammlungen der Wittenberger Reformatoren. Diese Praxis wurde im Laufe der Frühen Neuzeit zu Büchern ausgeweitet, in denen insbesondere Studenten und Adlige auf Reisen Einträge von Kommilitonen, Professoren, Honoratioren, Machthabern und sonstigen Bekanntschaften sammelten. Zunehmend führten auch Frauen, Offiziere, Künstler, Musiker, Handwerker und Gelehrte Stammbücher von gruppenspezifischer Prägung. Die vielsprachigen, oftmals kunstvoll ausgestalteten und reich illustrierten Freundschaftsalben wurden zu memorialen Zwecken angelegt, sollten aber auch Beziehungsnetzwerke veranschaulichen und Dritten als Empfehlungsschreiben dienen. Damit sind sie eine wichtige historische Quelle für unterschiedliche Disziplinen und verschiedene Fragestellungen.
Mit der Stammbuchsammlung in der Abteilung Wolfenbüttel verfügt das Niedersächsische Landesarchiv über die größte Stammbuchsammlung in Niedersachsen und eine der größten weltweit. Ihre zeitliche Spannbreite erstreckt sich vom 16. bis ins 19. Jahrhundert. Inhaltliche Besonderheiten liegen zum einen im hohen Anteil an Stammbüchern von Frauenhand und zum anderen darin, dass das Projekt erstmals einen größeren Fundus an Stammbüchern aus dem nördlichen Deutschland erschließt und bereitstellt. Eine wissenschaftliche Tagung, Publikationen und Vorträge sind in Planung und werden die Ergebnisse des Forschungsprojekts gleichermaßen einer fachlichen und einer breiteren Öffentlichkeit näherbringen.