Tiefenerschließung der Oberharzer Bergamtsprotokolle
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt „Die wissenschaftliche Tiefenerschließung der Oberharzer Bergamtsprotokolle. Archivische Überlieferung zu frühmoderner Bergverwaltung, staatlichem Management und technischer Entwicklung im europäischen Montanwesen (Mitte 17. bis Mitte 19. Jahrhundert)” läuft seit dem 1. August 2019 in der Abteilung Hannover des Niedersächsischen Landesarchivs.
Die Abteilung Hannover besitzt mit den Oberharzer Bergamtsprotokollen (Bestand BaCl Hann. 84a) in ihrer Außenstelle im Bergarchiv Clausthal einen umfangreichen Aktenbestand von außergewöhnlicher historischer Bedeutung. Er umfasst knapp 620 Protokollbücher aus der Zeit von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1850, die nahezu lückenlos die Protokolle der wöchentlichen Sitzungen der leitenden Bergbeamten für die drei Bergämter Clausthal, Zellerfeld und St. Andreasberg im Oberharzer Montanrevier enthalten. Die Bergamtsprotokolle wurden im Jahr 2000 vom damaligen Landesbergamt Clausthal-Zellerfeld im Rahmen der regulären Archivgutübernahme an das NLA abgegeben und lagern seitdem im Bergarchiv Clausthal. Im Moment sind sie lediglich bandweise mit den üblichen Angaben zu Signatur, Titel und Jahrgang bzw. Laufzeit erschlossen.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert seit diesem Jahr ein vom NLA initiiertes Projekt, in dem diese Protokollbände sachthematisch im Archivinformationssystem Arcinsys tiefenerschlossen und damit die in den Harzer Bergamtsprotokolle enthaltenen Informationen aufbereitet und auffindbar gemacht werden sollen. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt. Für die Bearbeitung und Aufnahme der Erschließungsinformationen konnte Dr. Johannes Laufer gewonnen werden, ein ausgewiesener Spezialist für die Erforschung der Oberharzer Montangeschichte. Herr Dr. Laufer hat am 1. August mit seiner Arbeit begonnen.
Die Tiefenerschließung wird dadurch erleichtert, dass mit Ende des 17. Jahrhunderts die Protokolle zunehmend vereinheitlicht und normiert wurden, um die Effizienz der Verwaltung und den Informationsfluss zwischen dem Bergamt und den einzelnen Betriebszweigen zu erleichtern. Die Protokolle zeigen seitdem ein in Form und Aufbau einheitliches Schema. Dementsprechend können die Erschließungsinformationen in Arcinsys mit Hilfe einer einheitlichen Systematik und Verschlagwortung, wie Bergverwaltung, Dienstaufsicht, Bergrecht, Bergwerke und Hütten oder Wasserwirtschaft, aufgenommen werden. Verzeichnet werden auch Orts- oder Grubennamen sowie Namen prominenter Personen, soweit sie im Sinne der Recherche sinnvoll und hilfreich erscheinen.
Das Projekt, das Modellcharakter beansprucht, will der Forschung wegweisende Informationen zur Überlieferung des Bergarchivs bereitstellen und darüber hinaus neue Forschungsperspektiven anregen.
Am Ende des Förderzeitraums ist ein Workshop geplant, um die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorzustellen und mit der Fachwelt zu diskutieren.